2021-08-01 Zweiter Törn

01.08.2021

Quelle: Google Maps

Wir können es kaum erwarten. Deshalb steht der Wecker auch auf 03:00 Uhr. Okay, ein wenig ist es auch dem Umstand geschuldet, dass weitere Bundesländer in die Sommerferien starten. Und ich befürchte, dass es viele an die Meere im Norden zieht. Aber, um das Ergebnis vorwegzunehmen…nix, nix und neischt. Es sieht so aus, dass es wie immer eine gute Idee ist, sonntags anzureisen. Keine LKW und kein Reiseverkehr. Aber der Reihe nach.

Wir starten um kurz vor vier Uhr. Bis zur Autobahnauffahrt bei Waldmohr begegnen uns gerade einmal 3 Autos. Auf der A6 sind wir stellenweise ganz alleine. Erst als wir von der A63 in Richtung Frankfurt abbiegen, kann man von so etwas wie Verkehr reden. Bis nach Kiel haben wir keinen Stau. Auf der A7 gibt es in der riesenlangen Baustelle für einen echt kurzen Augenblick so was wie Angst vor stockendem Verkehr. Es stellt sich aber heraus, dass wahrscheinlich wieder einer blöd gebremst hat und der auflaufende Verkehr schneller war als der abfließende. Es ging dann auch sofort weiter. Nicht einmal vorm und im Elbtunnel in Hamburg gibt es Probleme.

Ich fahre permanent mit Tempomat und 130Km/h, mit Spurhalte- und Abstandsassistent. Daher ist es sehr entspannt. Wenn ich das noch mit der Navigation koppeln könnte, wäre das autonomes Fahren. Eine Tankfüllung soll laut Bordcomputer sogar reichen. Ich will es aber nicht austesten und suche mir hinter Hamburg eine Tankstelle abseits der Autobahn. Denn 1,94€ sind mir doch zuviel für den Liter E10. Zwei Kilometer abseits der Bahn bekomme ich den für 1,50€.

Kurz vor 12 Uhr sind wir am Ziel. Und schlagartig wechsele ich in den Urlaubsmodus.

Endlich wieder „zuhause“.

Wir treffen unseren Stegnachbarn Udo, der mir berichtet, dass er unser Landstromkabel im Wasser fand. Ein Sturm der letzten Tage hat wohl das Boot so stark bewegt, dass das Kabel aus der Steckdose gerissen wurde. Also lege ich zunächst einmal die Kabel trocken, indem ich Stecker und Steckdose auseinander schraube und trockne. Dann klappt es auch wieder mit dem Landstrom.

Udo und Daniela sind übrigens inzwischen ganz auf ihr großes Boot gezogen und wohnen jetzt im Hafen. Beneidenswert!

Beim Einschalten der Hauptschalter bemerke ich, dass der Drehknopf der Hausbatterie abgebrochen ist. Weiß der Teufel, wie so etwas passieren kann. Ohne diesen Schalter haben wir keine 12V. Über das 12V-System laufen aber einige wichtige Verbraucher wie Wasserpumpe, die Beleuchtung, die Radios (!!!) aber auch Funk, Radar und Navigation.

Ich öffne das Panel, um festzustellen, dass ich mit diesem Wirrwarr an Kabeln völlig überfordert bin. Also schraube ich wieder alles zu. Immerhin schaffe ich es, den Schalter notdürftig zu fixieren, so dass das 12V-System arbeitet. Morgen rufe ich einen Techniker an.

Der Check des Bootes ist erfreulich. Alles im grünen Bereich. Leider hat das Wasser aus dem Heißwasserboiler einen Geruch. Da werde ich wohl wieder spülen müssen. Nicht wirklich ein Problem, da wir unser Trinkwasser ohnehin aus einem separaten Kanister nehmen. Bis zum Abendessen chillen wir auf der Fly und schauen uns im Hafen nach neuen Booten um. Die Yacht von Udo und Daniela, auf der sie jetzt dauerhaft wohnen, ist schon groß. Sie haben sich sogar eine Kläranlage einbauen lassen, um auch da autonom zu sein. Und während wir so über das Boot reden, kommt von meinem Fendergirl aus heiterem Himmel die Frage der Woche:“Ob die wohl an Weihnachten ein Weihnachtsbäumchen aufstellen?“ Frauen denken einfach an andere Dinge als Männer.

Den ersten Abend genießen wir beim Lieblingsgriechen und verwöhnen uns mit einer Vorspeisenplatte, gegrillten Babycalamaris, Grillfleisch mit Leber. Und zum Ausklang gibt es an Bord etwas mit Rum.

02.08.2021

Ich habe es schon so oft geschrieben, und es ist immer wieder wahr. Dieses Bett ist ein Traum. Und so habe ich auch geschlafen.

Noch vor dem Frühstück rufe ich bei der Firma Bühler an. Er will mir noch am Vormittag einen Mitarbeiter vorbeischicken. Also warten wir, bis er kommt. Es dauert auch nicht lange. Leider hat die Firma diese Art von Schalter nicht auf Lager. Der Techniker bietet aber an, den Schalter zu brücken, damit wir unseren Törn weiterführen können. Gute Idee!

Wir fahren in den CITTI-Park nach Kiel und decken uns mit Lebensmitteln ein. Und kaufen nebenbei noch ein paar Klamotten für die Reise…und einen Fire-TV-Stick für das Boot.

Bei der Rückkehr finde ich eine schriftliche Notiz des Technikers. Er stellte fest, dass ein baugleicher Schalter im Panel nicht belegt war und hat diesen einfach für den defekten genommen. Damit ist dieses Problem aus der Welt geschafft. Es gibt sie also noch, die guten Handwerker.

Ich genehmige mir ein Mittagsschläfchen und werde gegen 16:30 Uhr wach. Was??? Das muss an der Seeluft liegen oder dem sanften Schaukeln oder am Bett oder allem zusammen. Wenn die Bullaugen geöffnet sind, zieht ein kühles Lüftchen durch die Kabine. Traumhaft.

Während Aniko, mein kleiner Monk, immer wieder etwas findet, was in Ordnung gebracht oder geputzt werden muss, demontiere ich den Fernseher in unserer Kabine. Wer braucht schon einen Fernseher im Schlafzimmer?

Zum Abendessen macht Aniko Spaghetti peperonchini. Das ist das Spezialzeug von Letizia. Bei der italienischen Gewürzmischung meint sie es etwas zu gut. Und so genieße ich meine Spaghetti mit dem ein oder anderen Schluck Milch.

Nachtrag: Inzwischen habe ich auch wieder Gefühl in den Lippen.

Der Sonnenuntergang ist wieder einmal ein Schauspiel. Ich muss jetzt aber aufhören, denn ich höre mein Bett nach mir rufen. Und wer kann dem Ruf dieses Bettes widerstehen? Also ich nicht.

03.08.2021

Das Wetter ist gut, die See ist ruhig. Zumindest ist so die Vorhersage von Windfinder. Also wollen wir heute nach Fehmarn fahren. Leider übt die Marine wieder in Todendorf und Putlos. Geht denen denn nie die Munition aus?

Aber zuerst einmal gibt es Frühstück. Ohne etwas im Magen könnte mir schlecht werden, wie vor Jahren in Heiligenhafen, wo ich mit dem Eimer zwischen den Beinen anlegen musste.

Um 09:30 Uhr legen wir mit einem mustergültigen Manöver ab – naja, es war auch windstill. Dennoch, das Fendergirl macht einen tollen Job.

Als wir Laboe passieren, ziehen wir an der SY ThoCha vorbei, die in der Werft nur wenige Boxen neben uns liegt.

Eine Viertelstunde ist abzuziehen, weil ich vergessen habe, die Aufzeichnung zu stoppen.

Die Überfahrt nach Burgstaaken auf Fehmarn ist entspannt.. Spannend sind nur die Versuche der Marinestation Todendorf, den ein oder anderen Spinner aus dem Schießgebiet zu kriegen. Ein Segler schafft es sogar, parallel zum Schlepper zu fahren, der das Ziel für die Schießübungen hinter sich herzieht. Wie dumm kann man eigentlich sein? Das wird wohl ein saftiges Bußgeld werden.

Anlegen in Burgstaaken ganz easy – der Wind ist unser Freund und lässt uns wie Profis aussehen. Und weil Mirella’s Haifischbar voll besetzt ist, gibt es ein Hafenbier in Form von Holunder- und Rhabarbersaft an Bord. Der Hafenmeister hat es lediglich mit der Reservierung übertrieben. 80m ist unsere Triquetra niemals lang, obwohl es meinem Fendergirl bei manchem Liegeplatz so vorkommen mag 🙂

Wir machen beide ein Nickerchen.

Um 18:00 Uhr läuft die SY ThoCha ein. Wegen der herrschenden Flaute haben sie für die gleiche Strecke dreieinhalb Stunden länger gebraucht. Heute war eindeutig kein Segelwetter.

So, also so ein langgezogenes So, also ein Soooooo mit einer Betonung wie wenn man durch ein Tal geht… ich bin frisch geduscht und sitze mit einem Cola-Rum, dem ersten, auf der Fly. Gerade läuft Iko-Iko, wird wohl der Sommerhit 2021. Obwohl mir die Version von Cindy Lauper besser gefällt.

Die Wind-und Wettervorhersage für morgen stimmen, und die Route ist geplant. Der morgige Schlag hat nur 35 Seemeilen und führt uns nach Warnemünde. Mal sehen, ob ich im Alten Strom einen Platz bekomme.

04.08.2021

Wir sind früh auf den Beinen und verholen um 08:45 Uhr an die Bunkerstation.

Um 09:10 Uhr kommt die nette Dame von Baltic Kölln und betankt uns. 800 Liter später – guter Diesel für 1,49€ – sind wir fertig für die Reise und stechen um 09:45 Uhr in See… d.h. wir verlassen Burgstaaken in Richtung Warnemünde.

Die Überfahrt ist sehr angenehm. Autopilot und 8kn, kaum Wind und keine Wellen. Ich habe sogar Muse, kurz das Vordeck zu schrubben.

In Warnemünde machen wir im Alten Strom fest. Ein netter Stegnachbar nimmt Gottseidank unsere Leinen an, denn der ablandige Wind macht es mir schwer. Und ruckzuck stehen zwei Ausflugsdampfer im engen Fahrwasser hinter mir und drängeln. Hier ist richtig was los.

Die Seenotretter (DgzRS) im Einsatz. Ein Fischerboot benötigt Hilfe.

Wir liegen mitten drin.

„Komm‘, hol das Lasso raus. Wir spielen Cowboy und Indianer.“

Für maritim Interessierte ist hier das Paradies. Alleine über 100 Traditionssegler aus aller Welt lassen uns staunen. Dazu kommt der Hafenbetrieb von Rostock und der Touristenbetrieb. Was zum Teufel ist hier los?

Natürlich erkunden wir die Gegend. Wir flanieren am Alten Strom und nehmen das Hafenbier in Form eines Cocktails im „Cuba“. Da ich meine Sonnenbrille in Kiel vergessen habe, kaufe ich mir einen günstigen Ersatz. Der Abend wird langsam ruhig und eine tolle Stimmung macht sich breit.

05.08.2021

Es ist uns tagsüber doch recht unruhig hier im Alten Strom, zumal die Ausflugsdampfer ständig rein und raus fahren. Und diese Kapitäne sind Spezialisten und drehen direkt bei uns auf der Stelle in einem Tempo, dass ich vor Bewunderung nur so staune und das Fendergirl ängstlich schaut. Direkt daneben in der Mittelmole finden wir noch einen Liegeplatz für uns, den letzten. Unsere Triquetra ist zwar etwas zu lang und ragt aus der Box, aber der Hafenmeister meint:“Naja, wegen der HanseSail drücken wir mal ein Auge zu.

WAS??? ECHT???
Heute beginnt tatsächlich die 30. HanseSail.
Warum hat uns das keiner gesagt?

Hier liegen wir richtig gut, geschützt vor Welle und Schwell und dennoch in der ersten Reihe. Es ist viel, sehr viel los. Da sind die Kleinen, die in Optimisten Segeln lernen. Da sind Boote und Schiffe aller Art. Da sind die tollen Traditionssegler. Und da sind die Ozeanriesen, wie z.B. ein Kreuzfahrschiff von MSC, die AIDA Sol und Mein Schiff 1.

Unser Abendessen kaufen wir an einer der zahlreichen Fischbuden.

06.08.2021

Wir stürzen uns wieder ins Getümmel und spazieren in Warnemünde, diesmal nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch auf der Achterreeg, die eigentlich Alexandrinenstraße heißt. Der NDR hat einen schönen Film dazu gemacht.

Wir spazieren auch an den Strand und die Westmole und danach an der Seepromenade. Der NDR hat auf der Düne sein Außenstudio aufgebaut, von wo aus live von der HanseSail berichtet wird.

Im Peter Pane gibt es zum Abendessen ein Burgermenü, reichlich aber nichts Besonderes und nichts, was wir wiederholen werden.

Am Abend verlässt die MSC Seaview Warnemünde. Das Konzert der Boote als Antwort auf die Signale der Seaview ist beeindruckend. Genauso beeindruckt bin ich von dem Wasser, dass der Riese in den Hafen Mittelmole drückt.

Klaus ruft an. Er verfolgt die HanseSail live am Fernseher. Wir telefonieren über eine halbe Stunde. Kurz danach sorgt ein kurzes Gewitter für eine weitere Abwechselung.

07.08.2021

Die Wetterprognose ist gut, und wir wollen heute nach Barth fahren. Wir sind schon früh aus den Federn und legen mustergültig ab. Draußen ist es windstill, aber vom Morgennebel recht dunstig. Gottseidank klart es schnell auf. Es ist eine ruhig Fahrt.

Und um 9:19 Uhr passiert es…

Walsichtung!

Und da eine Walsichtung nur dann echt ist, wenn sie von zwei Leuten bestätigt oder fotografiert ist, schnappe ich mir mein Handy. Leider ist der Schweinswal jetzt schon so weit entfernt, dass mir nur ein unscharfes Foto gelingt. Ich muss unbedingt die Kamera auf die Flybridge legen.

Nachdem wir um den Darßer Ort rum sind, kommt bald der Leuchtturm Gellen und Sicht , und wir biegen in den Gellenstrom ein. Bald darauf biegen wir vor dem Hafen Barhöft nach Steuerbord ab.

Um 15:30 sind wir in Barth. Die Boxen an dem empfohlenen Steg sind recht eng und vor allem zu kurz. Es gibt nur zwei oder drei Boxen, die überhaupt breit genug sind für unser Boot. Ich quetsche mich in eine rein. Ein netter Skipper nimmt die Bugleinen entgegen, weil Aniko nicht an Land springen kann, denn der Bugspriet ist locker 1,30m über dem Steg – zu hoch für sie. Also springe ich. Nach kurzem Check entscheide ich, dass wir wenden und rückwärts in der Box anlegen. Ich brauche aber selbst die Leiter des Nachbarn, um wieder an Bord zu kommen. Dann fahre ich rückwärts in die Box – etwas kniffelig, da ich die Plattform nicht sehe…und es ist eng. Ich muss unbedingt nachschauen, warum die Kameras nicht gehen.

Hier liegen wir gut. Es sind nur 200m bis zur Eisdiele und zwei Restaurants, 400m bis zum Marktplatz und 600m bis zum REWE. Da Einzige, was blöd ist, ist das nicht vorhandene WLAN der Stadt Barth. Es wird zwar angezeigt, eine Verbindung kommt aber nie zustande. Wie ich später feststelle, bekommt mir die Facebook-Abstinenz gut. Ich bin viel entspannter 🙂 Leider kann ich dafür das Blogbuch nicht führen, und der FireTV-Stick funktioniert auch nicht.

Unser Liegeplatz (auch ab 2022???) in Barth

Wir spazieren los und erkunden die nähere Umgebung. Leider müssen wir das Abendessen im Boddenkieker auf morgen verschieben, denn das Restaurant ist ausgebucht. Schade!

Am Abend genießen wir Räucherfisch vom Fischkutter Merdok nebenan. Der Rotbarsch schmeckt uns am besten. Der Abend klingt mit einem Wein auf der Fly und einem schönen Gewitter draußen auf der Ostsee aus.

08.08.2021

Es war eine ruhige Nacht. Noch vor dem Frühstück spazieren wir auf den Marktplatz und versorgen uns an einem Automaten mit Bargeld. Dann kaufen wir frische Brötchen und genießen das Frühstück. Das Wetter ist durchwachsen, aber warm. Dem Fendergirl fällt der Name des letzten Hafens (Warnemünde) nicht ein und sie benennt ihn einfach mal um in Werthers Echte – ab sofort der Galopper des Tages.

Geschickt wie ich nunmal bin, setze ich mich auf meine neue Sonnenbrille. Gottseidank finde ich im Laden der Hafenmeisterin einen „passenden“ Ersatz, im wahrsten Sinne des Worte.

Wir spazieren los und schauen uns die benachbarten Marinas an, denn für die nächste Saison suchen wir einen neuen Liegplatz. Zum Abendessen habe ich im Boddenkieker reserviert. Wir essen gut und schmackhaft zu einem vernünftigen Preis.

09.08.2021

Am Vormittag baue ich die Instrumententafel auf der Flybridge aus. Es gelingt mir, die USB-Buchsen und die Instrumentenbeleuchtung zum Laufen zu bringen. Die Drehzahlmesser machen mir aber immer noch Sorgen. Aniko macht derweil sauber. Ich bringe aber auch die Kameras wieder zum Laufen. Jetzt sollte es mit dem Rückwärtsanlegen kein Problem mehr sein.

Gegen Mittag setzen wir zum ersten Mal unseren Klapptrolley ein und spazieren ins REWE zum Einkaufen. Zum Abendessen holen wir uns noch einmal von dem feinen Rotbarsch vom Räucherschiff Merdok.

Den Sonnenuntergang genieße ich mit einem Wein auf der Flybridge. Oder waren es zwei? Leider ist der Primitivo alle, sodass ein Weißer zum Parmiggiano herhalten muss.

10.08.2021

Wir schauen uns in den Werften Rammin und Lingrön die angebotenen Liegeplätze für 2022 an und reden mit den Verantwortlichen. Es ist nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen. Der eine ist recht weit, der andere hat kurze Boxen.

Während Aniko, mein kleiner Monk, wieder sauber macht, versuche ich mich noch einmal an den Drehzahlmessern – erfolglos. Da muss wohl doch ein Fachmann ran.

Die (!) Sundowner nehmen wir im Jambolaya, einer Cocktailbar gegenüber. Tolle Location, netter Service, klasse Cocktails, gute Snacks (leider keine Creme fraiche auf dem Flammkuchen) und ein Sonnenuntergang wie bestellt.

11.08.2021

Für heute ist schönes Wetter vorausgesagt. Also wollen wir eine Fahrradtour machen. Auf sehr schönen Radwegen fahren wir nach Zingst. Das sind etwa 14Km. Wir genießen ein leckeres Eis bei Martini, bevor wir mit der Fähre Seestern durch den Bodden zurück nach Barth fahren.

Die Natur des Naturschutzgebietes Pommersche Boddenlandschaft ist bemerkenswert. Neben verschiedenen Möwenarten und anderen Vögeln, die wir nicht kennen, sehen wir Grau- und Silberreiher, sogar einen Fischadler. Und wir sehen eine Herde Rehe mit einem weißen Hirsch.

Unser Abendessen nehmen wir diesmal auf dem Schiff Granitz, bekannt für Currywurst und Cocktails – eine seltsame Kombination, geht aber auch.

Danach genießen wir ein Open-Air-Konzert vom Boot aus. Jeden Mittwoch gibt es auf dem Platz der Hafenstraße keine 150m vom Boot entfernt ein Livekonzert – und das kostenlos. Die Band ist klasse. Einmal bin ich mir sogar nicht sicher, ob da nicht P!nk persönlich singt.

12.08.2021

Das Wetter, vor allem der Wind, hat sich beruhigt. Heute fahren wir nach Warnemünde. Den Liegeplatz habe ich mir sicherheitshalber telefonisch reserviert.

Um 08:40 Uhr biegen wir in den Gellenstrom ein, um 11:00 Uhr passieren wir den Darßer Ort. Um 14:15 Uhr machen wir in der Box fest – diesmal in einer ausreichend großen. Obwohl die HanseSail vorrüber ist, ist immer noch recht viel los. Es herrscht reges maritimes Treiben: Fähren, Segler, Kreuzfahrschiffe, Knirpse in ihren Optimisten – und wir genießen es. Kein Mensch braucht hier einen Fernseher. Und das Wetter ist toll.

13.08.2021

Da das Wetter weiter mitspielt, fahren wir heute zurück nach Fehmaarn. Zumindest ist das der Plan.

Wir stehen früh auf und legen um 07:20 Uhr ab, weil wir wissen, dass die wenigen Plätze in Burgstaaken schnell belegt sind. Um 12:10 Uhr sind wir auch schon in Burgstaaken. Alle Plätze sind frei. Der Hafenmeister erklärt auch sofort, warum. Da ein Frachter erwartet wird, kann er keine Liegeplätze für Sportschiffe vergeben und schickt alle weg – uns auch 🙁

Und jetzt? Ich checke die Variablen.

  • Diesel? – müsste gerade so reichen
  • Schießbetrieb? – eigentlich ja, aber Todendorf Marine Radio ist weder telefonisch noch über Funk zu erreichen, also doch kein Schießbetrieb?
  • Windvorhersage? Naja, es soll windiger werden, aber wir haben schon Schlimmeres erlebt.
  • Bug- und Heckstrahlruder? – irgendwie funktionieren die gerade nicht

Nach kurzem Überlegen entscheide ich, dass wir doch durchfahren bis Kiel.

Bei Heiligenhafen halten wir Ausschau nach den Signalen der Schießgebiete Putlos und Todendorf und sehen – nichts. Also kein Schießbetrieb? Glück gehabt. Ich kann also die Kiel-Fehmarn-Passage nehmen. Unmittelbar vor den gelben Warntonnen des Schießgebiets winkt uns die Besatzung einer Segelyacht ganz aufgeregt zu. Ich gehe kein Risiko ein und umfahre die Schießgebiete. Das kostet uns eine Stunde mehr. Reicht jetzt der Diesel noch?

Wind und Welle nehmen stetig zu. Bis 1,50m Welle schütteln uns durch. Erst hinter dem Leuchtturm Friedrichsort in der Kieler Förde wird es ruhig.

Um 17:20 Uhr legen wir in Kiel mit einem guten Manöver – ohne Strahlruder – an. Wir waren heute 10 Stunden unterwegs. Nicht alles lief wie geplant.

Was für ein Tag ist heute? Der 13!
Was für ein Wochentag? Freitag!
Heute ist Freitag, der 13.

Gottseidank bin ich nicht abergläubig 🙂

14.08.2021

Ich komme spät aus dem Bett. Es ist schon nach 09:00 Uhr. Der Himmel ist bedeckt, aber es ist recht warm. Aniko macht die erste Waschmaschinenladung fertig.

Ich versuche mich erfolglos am Wechsel des Karbonfilters. Seit Tagen benutzen wir nicht mehr die Bordtoiletten aus Angst vor dem Gestank aus dem Schwarzwassertank. Ich stecke fast in dem engen Platz hinter der Steuerbordmaschine fest. Nein, das ist nichts für mich.

Stattdessen fahren wir in den CITTI-Park und bunkern vor allem lebenswichtige Getränke, die zur Neige gehen (Whisky, Wodka und Gin). Aber auch Grafitti-Auberginen, Ingwer, Avocados und Sashimi für das Abendessen.

Abends kommt die Familie Schwan zu Besuch.

15.08.2021

Schon um 06:00 Uhr sind wir aus dem Bett. Da das Wetter sonnig ist, schrubben wir das Boot und befreien es vom Salz. Die Fenster der Fly sind schon richtig trüb. Aniko schrubbt das Achterdeck und gemeinsam reinigen wir den Teppich im Salon. Unsere Triquetra sieht danach wieder recht ordentlich aus.

Wir spazieren in der Werft und in die Marina Stickenhörn, schauen uns die Aussteigerboote der Schwentine-Flotte an. Im Hafenbecken bemerken wir riesige Schwärme kleiner Fisch, vermutlich Heringsbrut.

Kurz darauf sehe ich noch einen kleinen Schwarm von 20-20cm großen Makrelen. Die sind wohl der Heringsbrut gefolgt.

Aniko wäscht die zweite Ladung, diesmal Handtücher, Bettwäsche und die Jogginganzüge. Zum Abendessen grillen wir Bauchlappen…in der Pfanne. Die gibt es mit Käsetaler und Tomatensalat aus einem Minitomatenmix.

16.08.2021

Früh am Morgen rufe ich die Firma Bühler an. Keine 10 Minuten später ist der Elektrofachmann an Bord. Er kümmert sich um den gebrochenen Switch. Ich rufe auch die Firma Augustin wegen der Wellenkupplung an. Die leckt nämlich. Hier dauert es Tage, genau zwei, bis einer kommt.

Ich nutze die Tautropfen auf den Fenstern der Flybridge und mache diese nochmal richtig sauber. Die sehen jetzt aus wie neu.

Dann fahren wir ins Bauhaus, wo wir einen neuen Bootshaken und eine Steckerbox kaufen. Aniko macht Klarschiff auf dem Achterdeck. Der Klapptisch kommt ins Auto und so schaffen wir Platz für die Klappräder. Sieht schon gut aus. Jetzt müsste nur noch der Außernborder weg.

Hat jemand von euch schon mal einer Patientin Anti-Thrombose-Strümpfe anziehen müssen? So ähnlich, vielleicht schlimmer, ist es, als wir die Fender mit Socken überziehen. Die sind so eng und das Material ist so schlimm, dass mir an den Fingern die Haut abschürft. Aber die Fender sehen danach klasse aus.

17.08.2021

Trotz heftiger Böen haben wir eine geruhsame Nacht. In Ostfriesland gab es sogar einen Tornado und heftige Verwüstungen. Wir haben davon nichts mitbekommen. Dafür hat vielleicht der ein oder andere Cola-Rum gesorgt.

Als ich auf der Fly meinen Kaffee trinke, sehe ich eine große Möwe, die gerade ihr Lachsfrühstück nimmt. Mancher Angler wäre glücklich, wenn er einen solchen Fisch angeln könnte. Und die Möwen verhalten sich menschlich. Obwohl genug für alle da wäre, wird gestritten.

Zum Abendessen besuchen wir das Al Gambero. Ich bekomme wieder einmal meine Pulpo alla griglia, die ja nicht mehr auf der Karte stehen. Wieder einmal klasse!

18.08.2021

06:00 Uhr – und gleich kommt das große Schaukeln. Jeden Morgen kurz nach sechs Uhr kommt unser Boot heftig ins Schaukeln. Ich habe noch nicht herausgefunden, welches Schiff dafür verantwortlich ist.

Nach dem Frühstück recherchiere ich im Internet nach dem BEP Schalter, der gebrochen ist. Dann kommt der Mitarbeiter der Firma Augustin, um nach der tropfenden Wellenkupplung zu schauen. Er stellt fest, dass es aus dem Gummibalg tropft – oh Wunder – und rückt unverrichteter Dinge wieder ab und schickt einen Kollegen…morgen.

Wir fahren zum Strand am Leuchtturm Friedrichsort, um uns die Füße zu vertreten. Und immer schön den Kopf nach unten 🙂

Der Ostsee fehlt durch den herrschenden Westwind schon wieder ein halber Meter Wasser. Die Eine sucht nach Strandgut, während der Andere Schiffe guckt.

In der Deichperle erfrischen wir uns mit einem kleinen Snack und einem Getränk.

Und dann ruft der Mitarbeiter von Rathje an, dass man mit dem Abluftfilter nichts tun kann, weil der passende (wohlgemerkt Standard-) Sanitärschlauch fehlt. In der Nautic-Abteilung des Bauhauses gibt es den für 4,10€ den Meter. Aber man besorge einen. Man mag es kaum glauben, aber die bekommen das einfach nicht hin, einen simplen Schlauch von 1,5m zu ersetzen und einen Karbonfilter zu tauschen. Der nächste Mitarbeiter, der – wohlgemerkt nach dem Wochenende und als wir schon wieder zuhause sind – anruft, weiß nichts von einem Schlauch und muss sich erst einmal schlau machen. Vergiß es! Ich kümmere mich selbst darum.

19.08.2021

Schon wieder bin ich um 06:00 Uhr aus dem Bett. Und pünktlich um 06:09 Uhr kommt es – das Schaukeln.

Um 08:00 Uhr kommt tatsächlich ein Mitarbeiter der Firma Augustin. Nach genau 45 Minuten hat er das Problem (die „Dripless Shaft Seal“ hat getropft) gelöst.

Wir fahren in den Fördebaumarkt und besorgen Kleinzeug für die noch anstehenden Arbeiten. Zum Beispiel besorge ich Edelstahlschrauben, um den neuen Bootshaken zu montieren, was ich dann auch gleich mache.

Als nächstes fixieren wir die Tür des Hauptschalterschranks, dichten den Sockel des Radarmastes mit Sikaflex ab, machen das Ankerlicht, das sich etwas gelockert hat, wieder fest und dichten die Reißverschlüsse der Achterpersenning ab. Jetzt sollte das letzte Tropfen bei Stark- oder Dauerregen aufhören. Dann wird das Achterdeck aufgeräumt. Die E-Bikes bekommen einen neuen Platz. Mit WIR meine ich WIR, denn ohne die Hilfe des Fendergirls wäre ich ganz schön aufgeschmissen gewesen.

WOW – wir sind ein gutes Team und haben viel geschafft!

Und weil wir so fleißig waren, gibt es auch kaum Fotos des heutigen Tages. Zur Entspannung machen wir einen Spaziergang und gucken Boote.

Zurück auf dem Boot setzen wir die Sauerstoffbleiche an, mit der wir das komplette Frischwassersystem reinigen wollen. Wir haben uns für diese Methode und gegen aggressive Chemie entschieden, weil sie am umweltfreundlichsten ist. Die Bleiche zersetzt sich während der Reinigung in Sauerstoff, Wasser und Natriumchlorid, also Kochsalz. Und das alles kommt ohnehin in der Ostsee vor.

Nach dem Abendessen und einer langen heißen Dusche ist Chillen auf der Flybridge angesagt. Muss doch mal den Whisky probieren, den wir gekauft haben.

20.08.2021

He??? Habe ich doch tatsächlich das morgentliche Schaukeln verpasst. Ich habe den letzten Whisky gestern als Ursache im Verdacht. Frühstück gibt es auch erst um 09:30 Uhr. Danach widmen wir uns bis 11:00 Uhr dem Frischwassersystem. Es wird mehrfach gespült und liefert am Ende geruchs- und geschmacksneutrales Wasser.

Bei einem Spaziergang am Strand beim Bülker Leuchtturm sucht und findet Aniko ein paar Hühnergötter. Die beiden Angler, die in Wathosen nach Meerforellen fischen, haben da weniger Glück.

Als ein kleines Mädchen ganz lieb fragt, ob Aniko schon was gefunden hat und wo man Hühnergötter finden kann, schenkt mein Schatz ihren Fund her und macht so ein Kind glücklich.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig man bei einem Strandspaziergang denken kann. Ist es die frische Luft, der Geruch des Meeres, der weite Blick, das Rauschen der Wellen? Das ist Entschleunigung pur.

Im Pavillion am Leuchtturm gönnen wir uns – stilecht in einem Strandkorb – eine Pause bei Wein, Rhabarberschorle und Bockwurst. Okay, die Bockwurst gab es, weil die junge Frau im Service das mit den Belgischen Waffeln verpennt hat.

Bei unserer Rückkehr stellen wir beim Anbordgehen fest, dass die Ostsee wieder Normalwasser und sogar ein wenig mehr hat. Der Wind hat von West auf Ost gedreht und drückt wieder Wasser in die Förde. Es ist erstaunlich, wie schnell das geht. Da können wir ja bald die kleine Leiter einsetzen, die wir uns dafür gekauft haben.

Zum Abendessen macht Aniko Schnitzel und Gurkensalat. Ich lasse heute den Tag vorm Fernseher ausklingen, bevor ich nicht mehr weiß, wie man so ein Gerät bedient. Auf Youtube schaue ich mir Clips rund ums Bootfahren an.

21.08.2021

Nach einer geruhsamen Nacht nehmen wir heute mal den Kaffee auf der Flybridge. Das sonnige Wetter lädt geradezu dazu ein. Es ist am frühen Morgen schon richtig warm. Zugegeben, das ist es auf der Fly und ihrem „Wintergarten“ auch schon bei 10°C.

Wir packen die letzten Dinge zusammen. Es ist nicht mehr viel, da Aniko schon seit ein paar Tagen alles, was ihrer Meinung nach nicht mehr benötigt wird, zusammenpackt, also fast alles, was so rumliegt.

Wir drehen das Dinghy um und machen es so richtig sauber, bevor es auf der Badeplattform stehend fixiert wird. Das verhindert Regenwasserstau. Ich richte letztmalig die Festmacherleinen und die zusätzliche Mittelspring. So habe ich ein gutes Gefühl während unserer Abwesenheit.

Zur Erfrischung stelle ich mich unter die Dusche. Wir fahren in den CITTI-Park, um ein paar Dinge für die Heimfahrt und zuhause – vor allem den leckeren Sanddornlikör – zu kaufen.

Zwei junge Männer fahren mit ihrem Angelboot in den Hafen rein und angeln. Neugierig schaue ich ihnen zu und sehe, wie sie mehrere Makrelen direkt hinter unserem Boot rausziehen. Wir unterhalten uns kurz. Dann versuchen sie ihr Glück zwischen West- und Mittelsteg.

Heute gehen wir recht früh ins Bett, denn wir wollen morgen in aller Frühe aufbrechen. Traumbett, ich komme!

22.08.2021

Um 05:30 Uhr stehen wir auf, einen Wecker haben wir nicht gebraucht. Aniko gratuliert mir zum Geburtstag. Stimmt, da war ja was.

Kiel verabschiedet uns mit einem schönen Sonnenaufgang.

Und die kleinen Schwalben sitzen zur Verabschiedung auf unseren Festmachern.

In aller Ruhe machen wir das Boot klar, packen die letzten Dinge ins Auto und treten um 06:20 Uhr die Heimreise an. Diese ist wie erwartet entspannt. Kaum Verkehr, keine Staus und kein Unfall. Nur ab und zu „hemmt“ es ein wenig, wenn ein Schleicher einfach nicht an einem der wenigen LKW vorbeikommt. Kurz vor der Raststätte Pfefferhöhe, 1Km abseits der Bahn, tanke ich für günstige 1,50€ anstatt für 1,86€ auf der Autobahn.

Um 14:00 Uhr, also nach 07:40 Stunden, sind wir wieder zuhause. Drei schöne Wochen sind vorbei. Die Planungen für den nächsten Törn, der unsere Triquetra wahrscheinlich ins Winterlager auf Fehmarn bringt, laufen schon. Die ersten Sachen, die wir mitnehmen wollen, liegen schon auf der Couch im Gästezimmer.

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