Es lief anders, als geplant.
Ich hatte eine Firma an der Hand, die recht preiswert das Unterschiff streichen wollte. Leider konnte das erst im April erfolgen. Und dann kam der überraschende Anruf von der Werft, dass unsere Triquetra schon am 24.03.2012 geslippt werden muss, weil ein Traditionssegler in der Halle überarbeitet werden soll.
Klasse! Und jetzt?
Gottseidank hat man eine Familie. Mein Bruder Bernd war sofort bereit, mit nach Kiel zu fahren.
Ich starte morgens um 03:00 Uhr und hole Bernd zuhause ab. Wir fahren nonstop nach Kiel – einmal tanken und einmal ablassen müssen reichen. Kein Stau und nur vor dem Elbtunnel ein wenig zähfließender Verkehr. Wir sind um 11:00 Uhr in der Werft.
Das Boot sieht besser aus, als befürchtet. Am Rumpf ist kaum Bewuchs. Lediglich alles aus Metall, also Ruderblätter, Wellen, Propeller, Trimtabs und die Hydraulikanlage der Schwimmplattform waren mit Seepocken bewachsen, die mittels Hochdruckreiniger entfernt waren. Uns fällt auch sofort auf, dass die Triquetra „tropft“. Auf Nachfrage werden wir bestätigt, dass sie erst vor wenigen Stunden gekärchert wurde.
Nach kurzer Inspektion und Bestandsaufnahme machen wir uns auf den Weg in den Nautic-Shop vom Bauhaus. Dort bekommen wir das Antifouling und alles Material, das wir für den Job benötigen.
Zurück am Boot ziehen wir uns gleich um, schlüpfen in die Einweg-Ganzkörper-Kondome und legen los. Abschrubben, anschleifen, abkleben, vorstreichen mit Pinsel und rollen des Antifoulings. Wir arbeiten, als hätten wir nie etwas Anderes gemacht – Dreamteam eben!
Zuerst schmerzen die Oberarme, dann haben wir schwarzen Schleifstaub im Gesicht und Bart und zuletzt ein paar schwarze Farbklekse in den Haaren. Wir kommen sehr gut voran, und wenn uns die Farbe nicht ausgegangen wäre, hätten wir den Job vielleicht noch am gleichen Tag erledigt.
So sind wir nach fünf Stunden geschafft und beenden die Arbeit. Endlich kommen wir zum verdienten Drink. Wir testen uns durch Rum, Wodka und Gin, bevor wir duschen gehen.

Ach ja, die Männerduschen sind eiskalt, wir müssen zu den Damen. Die sind heiß….die Duschen, nicht die Damen 🙂
Zum Abendessen packt Bernd seinen Proviant aus. Es gibt heiße Käsewiener und Wurstbrot. Die Dosen mit diversen Fischspezialitäten bleiben zu. Auf den Pizzaservice hatten wir keine Lust.
Stattdessen gibt es noch den ein oder anderen Drink. So bekommen wir die noch benötigte Bettschwere und -wärme für eine Nacht bei 10° Kälte.
Am nächsten Morgen stehen wir um 07:59 Uhr vor der Bauhaus-Pforte. Wir kaufen die fehlende Dose Antifouling und ein paar Opferanoden, die ersetzt werden müssen. Während ich die Anoden montiere, rollt Bernd den Bug des Schiffes.
Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, sogar ein wenig stolz.

So kann die Triquetra ins Wasser. Das geschieht um 11:30 Uhr. Wir haben den Sliptermin vorziehen lassen, weil wir noch am gleichen Tag nach Hause fahren wollen.
Endlich erblickt das Boot wieder die Sonne und fährt dorthin, wo sie hingehört – ins Wasser der Ostsee.
Nach dem Verlegen in die Box wintern wir das Boot aus. Die Elektrik wird geprüft, das Wassersystem gespült – alles in Ordnung. Die Triquetra geht an den Landstrom und wird fest vertäut.
Um 13:00 Uhr sind wir fertig und machen uns auf den Heimweg. Bei Hamburg haben wir zähfließenden Verkehr, bei Kassel eine Sperrung mit Umleitung und vor Frankfurt einen schweren Unfall. Der ist zwar auf der Gegenfahrbahn und verursacht locker 10Km Stau, aber die Gaffer auf unserer Seite verursachen stockenden Verkehr.
Bei Bernd Zuhause erwartet uns Letizia mit frischer Pizza . . . . lecker!
So findet die Nacht-und-Nebel-Aktion ein erfolgreiches Ende. Danke Bernd!