Nachdem der Brand im Raps-Silo im Hafen von Burgstaaken endlich gelöscht und die Evakuierung aufgehoben sind, sollte es jetzt – eine Woche später – klappen mit dem Launch und dem Überführungstörn nach Barth. Wir hoffen, dass die noch bestehende Sperrung entweder aufgehoben wird oder sich auf das Gebäude selbst beschränkt und die Strecke vom Winterlager zum Kran frei ist.

Die Bahntickets sind umgebucht, ebenso das Hotel für die erste Nacht bis das Boot im Wasser ist. Die Bahn verlangt dafür 10€. Das Hotel ist da viel kundenfreundlicher. Nicht nur, dass sie kostenlos umbuchen, der neue Zimmerpreis ist sogar ganze 7€ günstiger.
Morgen um 05:13 Uhr geht es los. Dann begeben wir wir uns in die Hände der Deutschen Bahn und hoffen das Beste. Ein jeder weiß doch, dass man auf hoher See und bei der Deutschen Bahn in Gottes Hand ist.
St. Wendel – Frankfurt – Hamburg – Burg/ Fehmarn ist die Strecke.
Mit übervollen Zügen rechnen wir nicht, da die Billigtickets nicht in IC und ICE und schon garnicht in der 1. Klasse gelten. Außerdem haben wir Sitzplatzreservierung. Hier macht sich die Bahncard mal bezahlt.
Der neue Krantermin steht auch. Am 22.06.2022 um 15:30 Uhr soll es so weit sein. Laut Windfinder sollen wir ruhiges Wetter haben. Aber wer weiß das schon so genau im Voraus?
Es ist 03:30 Uhr, und der Tag beginnt. Im Grunde ist schon alles gepackt, nur noch ein paar Kleinigkeiten. Thomas bringt uns gleich zum Bahnhof nach St. Wendel, und wir begeben uns in die Obhut der Deutschen Bahn. Schauen wir mal…
Du magst Abenteuer, liebst Überraschungen? Du bist gerne mit Fremden auf Tuchfühlung? Du bist stets optimistisch und kannst mit Enttäuschungen gut umgehen? Dann habe ich einen Tipp für dich.
Nein, buche kein Abenteuer bei Jochen Schweitzer – fahre quer durch Deutschland mit der Deutschen Bahn. Und am Ende bekommst Du die Hälfte deines Geldes zurück. Aber der Reihe nach…
Der RE von St. Wendel nach Frankfurt ist pünktlich auf die Minute. Die Angst vor Menschenmassen mit Billigticket ist um diese Uhrzeit völlig unbegründet. Saarländer können Bahn.
Der ICE nach Hamburg kommt schon mal mit 20 Minuten Verspätung an – Reparaturen auf der Strecke. Damit schmilzt die Umsteigezeit auf 11 Minuten. Sollte dennoch reichen.
Kurzer Aufenthalt in Kassel, weil ein Reisender ärztliche Hilfe benötigt. Die Umsteigezeit ist jetzt weg. Bis Hamburg sind wir 17 Minuten zu spät. Und? Ist doch egal, denn der Direktzug nach Fehmarn fällt sowieso aus – Reparaturen am Zug.

Der freundliche Zugbegleiter sucht uns schon mal Alternativen raus und händigt auch gleich Informationen über unsere Fahrgastrechte und das entsprechende Antragsformular aus. Guter Mann!
Der RE nach Lübeck ist toll, ein superleiser Doppeldecker, kaum Reisende in der 1. Klasse, Fensterplatz mit Tisch und Strom fürs Handy. Und das ohne Reservierung. Geht doch!
Eine Stunde Umsteigezeit in Lübeck geben uns Zeit für Kaffee und ein belegtes Brötchen mit Frikadelle….VEGAN. Was soll ich sagen, hat richtig gut geschmeckt. Was ist los mit mir?
Und dann die RB, oder besser BB (=Bimmelbahn) nach Fehmarn. Wer gerne engen Kontakt zu Leuten hat, es gerne warm mag, der ist hier richtig. Immerhin haben wir einen Sitzplatz, naja wir sind ja auch bei den Ersten, die einsteigen. Die Letzten müssen dann stehen.
Erst ab Oldenburg leert sich der Zug. Mit 02:02 Stunden Verspätung kommen wir in Burg an. Ab zwei Stunden steht uns eine Entschädigung von 50% zu. Wir sind gespannt.
Ein Taxi bringt uns zum Hotel – Check-In und ein symbolisches Hafenbier in Form von Rhabarberschorle und Alster. Hier ist eine Wohlfühloase.

Dann spazieren wir in den Hafen. Das Raps-Silo ist rundherum abgesperrt. Die Sperrung ragt 2m in die Straße hinein. Hoffentlich reicht das von der Höhe her. Ein unangenehmer Brandgeruch hängt überall in der Luft.
Da durch die Sperrung einige Liegeplätze wegfallen, ist der Hafen voll belegt. Wo sollen wir nur bis morgen liegen? Ein kurzes Gespräch mit dem Kranmeister ergibt eine Lösung. Da wir den letzten Termin haben, ist er einverstanden, dass wir bis zum nächsten Morgen am Kran liegen bleiben. Geht doch!
Wir gehen zu unserem Boot. Das ist schon wieder verschwunden. Diesmal finden wir es in der großen Halle. Es sieht soweit alles gut aus.





Da bleiben für morgen nur noch ein paar kleinere Arbeiten für uns.
Wir entscheiden uns für ein frühes Abendessen im Goldenen Anker mit leckerem Fisch. Das ist jetzt unser achter Besuch in diesem empfehlenswerten Restaurant. Den Abschluss dieses Tages bilden zwei GT in einem der nett gestalteten Räume des Hotels. Die Einrichtung hat etwas von einem Trödelmarkt.
Den ersten GT genieße ich noch alleine mit meinem Fendergirl. Dann kommen doch noch drei Hotelgäste dazu. Ich unterhalte mich lange und sehr angenehm mit dem Einsatzleiter der Rapssilo-Rettung und erfahre interessante Einzelheiten. Und jetzt ab ins Bett, für heute reicht’s.
Heute geht es ins Wasser – endlich.
Wir frühstücken ausgiebig und lange. Dann machen wir uns auf den Weg zum Boot. Bei unserer Ankunft treffen wir die beiden Köllns, Senior und Junior. Sie erklären, dass unser Boot sofort zum Kran transportiert wird und dort bis zum Nachmittag bleibt. Und schon geht es los.
Wir haben viel Zeit, um die Opferanoden anzuschrauben und die Propeller für Bug-und Heckstrahlruder zu beschichten und zu montieren. Die „kleineren Arbeiten“ beanspruchen dann aber doch drei Stunden.
Zur Belohnung gibt es eine Auszeit im Cafe Kontor. Jetzt heißt es abwarten bis um Drei.
Pünktlich geht unsere Triquetra ins Wasser. Sie ist dicht, und die Maschinen springen problemlos an.
Wir verlegen auf die andere Seite des Hafens. Da fast alle Segler heute morgen losgefahren sind, haben wir massig Platz. Und da die Batterien von Bug- Heckstrahlruder noch nicht genügend Power haben, muss es auch ohne gehen. Tut es auch.
Jetzt beginnt die Großreinigung. Ich muss auf das Hardtop, um die Antennen zu stellen. Echt jetzt? Hat dieses besch….. Sturmtief Nadia doch tatsächlich auch noch einen Antennenfuß aus der Befestigung gerissen. Vier neue Edelstahlschrauben, etwas Butylband und etwas Schweiß lösen das Problem.
Leider können wir kein Frischwasser bunkern, weil die Feuerwehr den Wasseranschluß in Beschlag genommen hat. Wir behelfen uns mit einem 10l Kanister.
Wir spazieren noch einmal ins Hafenhotel Schützenhof, genehmigen uns einen Drink in der Wohlfühloase und holen unser Gepäck ab.
Jetzt es an der Zeit, einen Gang runter zu schalten. Zeit für einen GT in der Abendsonne.
Es ist kurz nach 05:00 Uhr, und eine Nachricht auf dem Handy weckt mich. Ah ja, die Alarmanlage ist scharfgeschaltet worden. Gute Mitbewohner!
Ich drehe mich nochmal um… und weg bin ich. Ich schlafe echt gut in diesem Bett. Kurz nach 07:00 stehe ich dann doch auf. Aniko ist schon zur Dusche gelaufen. Wir wollen warten, bis die Läden geöffnet haben und wir ein paar Lebensmittel für den Tag kaufen können. Dann legen wir ab in Richtung Gedser in Dänemark. Die herrschende Flaute sollte uns eine ruhige Überfahrt bescheren.

Wir verlassen um 10:00 Uhr Burgstaaken zusammen mit der MS Störtebeker, die Touristen die Insel Fehmarn vom Wasser aus zeigt.
Die Ostsee ist wie vorhergesagt spiegelglatt. Es ist ein entspanntes Schippern mit 9 Knoten und Autopilot.
Schnell sind wir an der Südküste entlang und werfen einen letzten Blick auf den Leuchtturm Staberhuk.
12:14 Uhr – Walsichtung. Zwei Schweinswale tauchen in 100m Entfernung auf und wieder ab.
Im Verkehrstrennungsgebiet müssen wir ein Containerschiff passieren lassen. Ansonsten ist nichts los auf dem Wasser. Wellentechnisch betrachtet herrschen ideale Voraussetzungen für SUP.
Kurz nach 14:00 Uhr erreichen wir Gedser. Mit einem Vorzeigemanöver und sogar ohne Unterstützung durch Bug- und Heckstrahlruder legen wir in einer Lücke an. Nur, um dann festzustellen, dass wir vor der Tankstelle liegen. Nicht optimal.
Und es ist mal wieder typisch. Die vier Männer auf dem ersten Boot – deutsche Flagge – schauen uns nur zu, machen keine Anstalten, uns zu helfen, obwohl der Steg tief ist und keine Klampen hat. Die Leinen müssen unter einem Balken durchgefädelt werden, was vom Boot aus nicht gehen kann. Der nächste Skipper, ein Finne, kommt hingegen unverzüglich und nimmt die Leinen entgegen.
Deutsche kennen Seemannschaft scheinbar nur in der Prüfung und nicht mehr im wahren Leben.
Wir verholen unser Boot dann doch vor den riesigen Katamaran (S/Y Balance 3) des Finnen. Wir kommen ins Gespräch. Diese nette Familie mit zwei Kindern ist vor zwei Wochen in Helsinki zu einem zweijährigen Welttörn gestartet – bewundernswert!

Wir bunkern Frischwasser, und ich schrubbe einmal das Dinghy. Es sah doch recht schmuddelig aus. Dann machen wir uns zu Fuß auf in die Stadt. Im dortigen Coop kaufen wir ein paar Lebensmittel.
Eine Damencrew sorgt für Hafenkino und ein wenig Aufregung, denn sie üben Ablegen aus der und Anlegen in die Box.
Der finnische Bootsnachbar kommt an unser Boot und fragt, ob wir uns seinem BBQ anschließen möchten. Leider haben wir uns nicht mit grillbaren Dingen eingedeckt, sodass wir bedauernd absagen müssen. So ein Mist, wie kann mir so etwas passieren?
Ich ziehe später dann doch mit drei Weingläsern und einer Flasche Primitivo los zu den Finnen. Wir unterhalten uns prächtig bis zum Sonnenuntergang. Pasi und Annaliisa wollen doch tatsächlich morgen nach Kiel, um dann in den NOK zu fahren. Hat ihnen denn keiner gesagt, dass gerade die Kieler Woche läuft? Mit seinem 8m breiten Katamaran finden die nie einen Platz. Wir gehen dann gemeinsam seine Optionen durch. Die Hafenmeister, die Pasi anruft, sind natürlich alle schon im Feierabend.

Als wir später zurück zu unseren Booten gehen, sitzen die Deutschen immer noch im Cockpit und trinken Bier. Und singen „Griechischer Wein“ – nicht gut, aber laut. Naja, so kann man Urlaub auch machen, muss man aber nicht.

Heute morgen kurz vor Drei habe ich das spontane Bedürfnis, mir die sanitären Einrichtungen der Marina anzuschauen. Außer mir ist noch ein fetter Igel unterwegs. Kann es sein, dass dänische Igel größer werden als deutsche? Ach ja, die Sanitäranlagen sind gut.
Kurz vor neun legt die S/Y Balance 3, ein echt toller Katamaran, ab. Pasi hat telefonisch einen Liegeplatz in Stickenhörn reserviert. Ich informiere ihn noch schnell über die Gegebenheiten der Schießgebiete Todendorf und Putlos.
Und da war dann noch die Sache mit der Hafengebühr. Ich habe eine neue Karte gezogen, da fällt mir auf, dass ich für ganze 15 Minuten 260 dänische Kronen bezahlt habe.

So etwas passiert, wenn man den in großen Buchstaben geschriebenen Hinweis, dass man erst nach 10:00 Uhr buchen soll, übersieht. Der nette Hafenmeister weiß Bescheid – alles kein Problem. Dänen sind wirklich nicht nur die Glücklichsten, sondern auch die Nettesten.
Aniko hat auch schon den ersten Hühnergott gefunden. Ich würde sagen, es läuft. Jetzt gehen wir noch ein paar Feuersteine für Markus suchen.

Hier ist gerade ein „büschen“ Wind. Die Vorhersage für morgen sieht aber gut aus.
Wir haben einen schönen Feuerstein gefunden, über den sich Markus bestimmt freuen würde. Größe und Gewicht retten den Stein davor, mitgenommen zu werden.

Es ist jetzt 22 Uhr, und der Wind ist eingeschlafen. Ich mache das jetzt auch… sobald ich meinen Sundowner ausgetrunken habe. Bis morgen…
Es ist 05:30 Uhr. Leichtes Glucksen der kleinen Wellen, die unter die Badeplattform schlagen, weckt mich. So hört sich Urlaub an.
Wir stehen auf und machen uns ein gutes Frühstück. Es soll immerhin bis Barth reichen.
Die Wetter-App liegt mit ihrer Prognose mal wieder richtig. Es herrschen maximal zwei Windstärken. Das Ablegemanöver um 07:30 Uhr ist also bilderbuchmäßig, zumal die Strahlruder einwandfrei funktionieren. Die neuen Propeller sind hörbar leiser und haben mehr Schub. Die Sicht liegt bei 6sm und die Wellen bei 0 bis 10cm.
Einmal durch die Enge und am Fährhafen Gedser vorbei, schon sind wir draußen. Als wir nach Ost abdrehen, begegnet uns die neue Fähre Gedser-Rostock, eine Hybridfähre mit dem markanten „Turm“, der eigentlich ein Rotor-Segel ist und nach dem Magnus-Effekt funktioniert. Scandlines hat übrigens die größte Hybridfährenflotte der Welt.

Im VTG zwischen Dänemark und Deutschland behalten wir insgesamt drei Containerschiffe, zwei Ölfrachter und ein Schiff der Marine im Blick. Letzteres bewacht offenbar das dortige Sperrgebiet. Die Überfahrt ist erwartungsgemäß ruhig. Um 09:00 Uhr kommt am Horizont Fischland in Sicht, die Sichtweite beträgt jetzt 9sm, Wind 1bft, Welle 0cm. Der Himmel ist vollständig bedeckt, was uns angenehme Temperaturen beschert.

Um 12:00 Uhr ändern wir den Kurs auf 178° und biegen in den Gellerstrom ein. Hier sind schon ein paar mehr Freizeitkapitäne unterwegs, die meisten diszipliniert, wenige Rowdies.
Die Sonne kommt raus und schlagartig wird es warm auf unserer Flybridge. Wir schlängeln uns durch das stellenweise enge Fahrwasser des Boddens.
Um 14:15 Uhr fahren wir in den Stadthafen von Barth.
Das Anlegemanöver in die enge Box gelingt beim zweiten Versuch. Keine Hilfe durch die Strahlruder, weil sie sich nicht einschalten lassen. Ich muss die Batterien austauschen, damit das endlich aufhört! Als wir drin sind und gut liegen, kommt Freude auf. Diese Freude weicht etwa eine Stunde später einem Anflug von Stolz, als sich zwei Skipper vor unserem Boot stehen und sich fragen, wie in aller Welt man mit so einem großen Boot in so eine kleine Box manövrieren kann.
Bei der neuen Hafenmeisterin, Frau Sigelow, bekommen wir unseren Schlüssel für den Steg. Ab jetzt sind wir offiziell Liegeplatzinhaber am Steg 3 auf Platz 59. Die ersten Stegnachbarn haben wir auch schon kennengelernt.
Mit unserem Klapptrolley machen wir uns auf den Weg zum Rewe. Wir decken uns mit Lebensmitteln und etwas Tonic ein. Den Heimweg unterbrechen wir in der Café-Bäckerei wegen des einsetzenden leichten Regens. Nach Cappuccino und Erdbeerkuchen gehen wir weiter. Es ist ja nicht viel Regen und scheint sich auch einzuregnen.
Als es dann doch relativ schnell aufhört zu regnen, spazieren wir los, drehen eine kleine Runde und landen beim Jambolaya, wo wir den zugegebenermaßen späten Hafenschluck in Form eines Mojito nehmen. Von dieser Perspektive sieht unser Boot auch nicht schlecht aus.

Die untergehende Sonne zaubert die passende Stimmung.



Gute Nacht Welt.
Wir sind recht früh auf den Beinen, naja, eigentlich auf der Flybridge mit einem Kaffee. Eine friedliche Ruhe herrscht im Hafen. Wir genießen das.
Nach einer Stunde legen wir dann los, nicht ab, sondern los. Auf dem Plan steht die Generalreinigung von
- Kuchenbude
- Außenfahrstand
- Reling
- Achterdeck
- Vordeck
Wir sind klatschnass geschwitzt, als wir gegen 13 Uhr damit durch sind.
Um kurz nach 14 Uhr besuchen uns Renate und Jürgen, die seit einer Woche in Zingst Urlaub machen. Auf der Flybridge wird mit Hilfe von Andalö- und Aperol-Spritz die Stimmung immer lockerer.
Und dann versagt zum ersten Mal meine Wetter-App Windfinder. Entgegen der Vorhersage im Radio behauptet sie, dass Barth von den heranziehenden Gewittern (Plural!) verschont bleibt. Pustekuchen! Stattdessen bekommen wir einen Platzregen mit etwas Hagel. Heftig!
Rechtzeitig um 19 Uhr ist es wieder schön, so dass wir zu Fuß in das Lokal Vinetablick laufen können. Sehr schnelle Küche, freundlicher Service, schmackhaftes Essen, manierliche Preise und Blick auf den Seglerhafen – Es geht auch so.
Zum Sundowner treibt es uns wieder ins Jambolaya. Die haben den Mojito auch in XL.
Danke Renate und Jürgen für die schöne Zeit.
Lang und gut geschlafen. Kaffee auf der Fly, spätes Frühstück… So muss ein Urlaubstag beginnen.
Wir beschäftigen uns mit Kleinigkeiten am Boot, die mich dennoch ins Schwitzen bringen. Aber haben wir nicht eine Dusche auf der Badeplattform? Na klar, und wieder einmal ist bewiesen, dass Menschen mit einfachen Dingen glücklich gemacht werden können. Zumindest manche.
Wir spazieren zu Lingrön, um mit dem Liegeplatz alles klar zu machen. Man bietet uns an, uns einen passenderen Platz zu suchen. Vorwegzunehmend ist festzustellen, dass nur Platz 50 noch besser wäre, denn die beiden Plätze an den Kopfstegen sind vergeben. Platz 50 ist etwas breiter, hat schon Stegfender montiert, sogar Festmacher liegen da. Ich vermute daher, dieser Platz ist schon weg. Aber schauen wir mal.
Unser nächster Weg führt uns auf einem idyllischen und schattigen Weg in den Ort, vorbei an einem schönen Café. Und Schatten kann man heute nicht genug haben.

Wir kaufen noch ein paar Dinge für das Frühstück. Auf dem Rückweg genehmigen wir uns in der Eismanufaktur eine Pause, mit Eis natürlich. Aniko mag besonders das Kokoseis, mir schmeckt Buttermilch-Sanddorn gut.
Zurück auf dem Boot treffen wir neue Stegnachbarn und halten einen kleinen Plausch mit ihnen. Auch der nette 80jährige Däne mit dem vielleicht genau so alten Stahltrawler, dem ich gestern beim Anlegen geholfen habe, bleibt stehen. Wir reden über die Vor- und Nachteile von Pelletheizung und Wärmepumpe, vergleichen das deutsche und dänische Rentensystem, schimpfen unisono über die zu hohen Dieselpreise, tauschen Erfahrungen zu verschiedenen Marinas aus und sind uns einig, dass Putin ein Arsch ist.
Ich behandele ein paar Nähte der Kuchenbude mit Nahtdicht. Und wie zum Test bestellt, beginnt es eine Stunde später, leicht zu regnen. Die Nähte sind dicht.
Trotz Regen ist es noch so warm, dass ich den ersten Drink in der Badehose genieße.

Okay, ich gestehe, den zweiten auch. Aber den gibt es erst nach dem Abendessen. Radio Ostseewelle begleitet mich in den Abend.
Der Tag beginnt genau so, wie ich aufwache… bedeckt. Die Nacht war nach dem gestrigen Regen deutlich kühler als die Nächte davor. Das bescherte einen guten Schlaf. Und der kräftige Wind vertreibt bis Mittag alle Wolken.
Nach einem Cappuccino und einem Latte Macchiato packen wir einen Korb mit Wäsche und ziehen los.
Auf der Merdock wird der Fisch zum Räuchern vorbereitet.


Die freundliche Frau Siggelow, ihres Zeichens Hafenmeisterin, erklärt uns die Waschmaschine und den Trockner. Als wir nach der Laufzeit der Waschmaschine fragen, bietet sie direkt an, die Wäsche für uns in den Trockner zu räumen. Toll! Alles wird gegen 14 Uhr fertig sein.
Wir spazieren in den Bootsladen von Lingrön, um Butylband zu kaufen, mit dem ich den Radarmast neu abdichten will. Haben die nicht, kennen die noch nicht einmal. Ich frage im Laden gegenüber. Gleiche Enttäuschung. Sei’s drum, ich habe noch ein wenig für den Rand. Und für die Mitte nehme ich dann halt Sikaflex. Das ist auch gut.
Aniko kämpft mit der braunen Brühe, die auf Steuerbord das Boot eingesaut hat. Und ich steige auf’s Dach, sprich Hardtop und demontiere den Radarmast. Sauber machen und rundherum mein letztes Dichtband drauf. Ich wage einen letzten Versuch und laufe zum Laden des Barther Yacht Service, um vielleicht doch noch Butylband zu bekommen. Auch die kennen das nicht, machen aber immerhin eine Notiz, um sich zu informieren. Wenigstens bekomme ich neue Unterlagscheiben und Muttern aus Edelstahl.
Plan B muss her. Ich schmiere ordentlich Sikaflex auf den Radarsockel, saue mich gleich mit ein. Dann wird der Radarmast montiert. Ohne die Hilfe von Aniko ist das nicht möglich, denn sie muss von unten gegenhalten. Und die Sonne brennt jetzt.


Wir lassen mit Hilfe der Hydraulikplattform unser Dinghy ins Wasser, damit ich von außen das Boot sauber mache, wo Aniko von oben nicht ran kommt.
Die Hafenmeisterin macht ihren Kontrollgang zum Feierabend und grüßt freundlich. Ach du Schreck…. vor lauter Arbeiten haben wir die Wäsche vergessen.
Nachdem ich unsere Triquetra sauber habe, bringen wir das Dinghy zurück auf die Plattform. Ich brause mich auf der Badeplattform ab, und wir spazieren los, um die Wäsche zu holen. Vorher bestrafen wir uns für diese Nachlässigkeit mit einer Portion Eis. Strafe muss sein!
Auf dem Rückweg noch kurz am Räucherschiff Merdock gestoppt, um etwas zum Abendessen zu holen.
In der Abendsonne trainiert die Drachenboot-Mannschaft im Hafen. Als ich sehe, wie die beschleunigen, überlege ich kurz, ob ich nicht meine zwei Motoren rauswerfen sollte und diese zehn Sportler engagiere. Ich verwerfe den Gedanken, da ich deren Bierverbrauch pro Stunde nicht kenne.
Beim Abtrocknen nach der Dusche bemerke ich, wie die Sonne heute geschienen hat. Und jetzt ist der Füße-hochlegen-Moment gekommen und ich schalte in den Chillmodus.
Heute bin ich erst kurz vor acht Uhr aus dem Bett. Vielleicht die Folgen der gestrigen Anstrengung? Aniko war schon viel früher raus.
Wir machen uns Frühstück und überlegen den Tagesplan. Das vorausgesagte Wetter ändert sich schon wieder. Nachdem wir den für heute geplanten Törn auf morgen verschoben haben, soll es jetzt morgen regnen. Also doch heute?
Egal, Renate und Jürgen kommen rüber. Also wird es sowieso wieder eine schöne Zeit. Und wenn der Wind etwas nachlässt, drehen wir vielleicht eine kleine Runde, vielleicht bis zur Meininger Brücke.
Gerade sehen wir, dass auf dem Hafenplatz aufgebaut wird. Wir dürfen also am Abend mit Livemusik rechnen.

Am frühen Nachmittag kommen Renate und Jürgen an Bord. Sie bringen Sekt und Roséwein mit. Das kann ja heiter werden. Zur Begrüßung gibt es einen Aperol-Spritz.
Damit unsere Gäste wenigstens etwas Bootsfeeling bekommen, machen wir um 15 Uhr einen spontanen Trip nach Zingst. 11 Seemeilen und 2 Stunden später sind wir wieder zurück.

Es ist eine sehr nette Ausfahrt. An die engen Fahrwasser sollte man sich aber genau halten.






























Zurück in Barth beginnt ein Drama, wie man auf der Tripaufzeichnung sehen kann.

Obwohl der Wind garnicht so heftig ist – aber dummerweise von der Seite – gelingt es mir in vier Anläufen nicht, gerade in die Box zu fahren. Okay, Bug- und Heckstrahlruder gehen zwar nicht, aber das war beim letzten Mal auch kein Problem. Burkhard, unser Stegnachbarn hilft nach Kräften, uns an den Steg zu bringen… im Morgenmantel. Es gibt sie also noch, die Skipper, die anpacken. Aber was ist denn nur los? Dann bemerke ich beim Pushen der Backbordmaschine…. nichts, nada, niente, rien. Die ist einfach aus. Kein Warnlicht brennt und dieses penetrante Warngeräusch ist auch nicht zu hören. Na klasse, so kann ich das Boot nie drehen, um gerade in die Box zu fahren. Ich starte die Maschine neu, und schon beim nächsten Versuch klappt es, auch Dank Burkhard. Mein Gott, schon wieder eine neue Erfahrung, die kein Mensch braucht. Gottseidank waren auf dem Nachbarsteg ein paar Kleinbootskipper mit guten Ratschlägen. 😂 Dieses Desaster beschert mir zwei Kratzer auf der Steuerbordseite.
Der geplante Motorservice wird immer wichtiger!
Auf den Schreck genehmigen wir uns den letzten Aperol-Spritz und steigen um auf kühlen Roséwein. Danke an die beiden Hessen für dieses Mitbringsel!
Was ist jetzt mit Abendessen? Jürgen hat die blendende Idee, zum Griechen Jorgos zu gehen. Der liegt wenige Kilometer außerhalb von Barth. Ich rufe an und reserviere für 19 Uhr.
Pünktlich am Auto unserer Gäste finden wir die „Eintrittskarte“ für den Hafen.

Die Idee mit dem Griechen stellt sich als richtig gut heraus. Der Service ist freundlich und schnell. Die Küche ist gut und schnell. Wir sind zufrieden und satt… auch recht schnell. Hier kommen wir gerne wieder hin.
Zurück im Hafen bleiben wir auf dem Hafenplatz hängen. DJ Erwin ist noch voll zugange.
Und wir müssen für den Sundowner nicht zum Jambolaya, denn die kamen zu uns. Und zwar in Form einer Cocktailbude. Mojito, Mai Tai und Bambule sind unsere Wahl, gerne auch zweimal. Kurz nach 22 Uhr wird hier abgebaut und direkt sauber gemacht. Wir gehören zu den letzten Gästen.

Es war wieder eine wunderschöne Zeit mit euch. Liebe Renate, lieber Jürgen, vielen Dank und eine gute Heimreise.
Es ist schon wieder fast 8 Uhr, als ich aufstehe. Urlaubs-Aufsteh-Zeit eben.
Frühstück
Wir bringen dann das Dinghy ins Wasser, um die Spuren des gestrigen Anlegedesasters zu beseitigen. Mir fällt ein Stein vom Herz, als ich erkenne, dass es keine Kratzer sind, sondern nur Abrieb von der Holzdalbe. Das lässt sich sehr leicht entfernen. Die Suche nach der Ursache offenbart, dass die Backbord-Batterie völlig stromlos ist. Bug- und die Heckstrahlruder lassen sich überhaupt nicht zum Leben erwecken. Nur warum? Ich versuche es mit der altbewährten AEG-Methode – also Ausschalten-Einschalten-Geht – und siehe da, es klappt. Alle Batterien zeigen Spannung, die Strahlruder lassen sich aktivieren.
Nach einer kurzen Pause auf dem Sofa -im Salon – liegenderweise – geht es unter die Dusche. Wir spazieren zu Lingrön, nehmen den bestellten Schriftzug „Barth“ in Empfang, entsorgen eine Dose Altöl und klären ein paar Dinge bezüglich des Liegeplatzes.
Der Spaziergang führt uns weiter zum Hafen. Dort gönnen wir uns diesmal Haselnuss, Zitrone, Buttermilch-Sanddorn, Kokos und Yoghurt-Himbeer, einmal mit Sahne und einmal mit Karamellsauce.
Und weiter geht es in den Ort zum Geldautomaten und zurück durch kleine malerische Gäßchen. Wir kommen auf 3 Kilometer, was bei den warmen Wetter ganz angenehm ist.
Und dann mache ich es offiziell, dass wir jetzt in Barth liegen.

Rocknacht auf dem Sender 8080’s und ein Sundowner auf der Fly. Es ist so einfach, eine gute Zeit zu haben.



Gute Nacht Barth, gute Nacht Welt.
Im Merdock wird früh am Morgen geräuchert. Die ersten Kunden sind auch schon da.
Der Himmel ist bedeckt, aber die Temperaturen sind angenehm. Auf dem Hafenplatz ist der Aufbau des Kunst- und Handwerkermarkts in vollem Gang. Den schauen wir uns unbedingt noch an.
Heute müssen wir die letzten Dinge erledigen und packen. Denn morgen früh um 07:19 Uhr geht unser Zug zurück ins schönste Bundesland der Welt. Dann beginnt wieder das Abenteuer Deutsche Bahn. Wir sind gespannt, was die sich dieses Mal einfallen lassen, um ihre Kunden zu unterhalten.
Es ist 11 Uhr und ein dreiminütiger Regen erfrischt uns. In der Ferne hört man Donnergrollen.
Ich habe mich gerade mit Burkhard, unserem Stegnachbarn, sehr nett unterhalten. Er hat ein paar wertvolle Tipps parat, insbesondere bezüglich der Tankmöglichkeiten und des Winterlagers.
11:50 Uhr – jetzt ist das Gewitter doch noch da. Im Westen ist es ganz grau, im Osten scheint schon wieder die Sonne. Und über uns regnet es ergiebig. Auf der Fly ist es trocken und warm.
Nach 15 Minuten ist der Spaß vorbei…. vorerst.
Am Nachmittag besuchen uns Bettina und Burkhard mit ihrer kleinen Yorkshire-Dame von der MY Challenger von gegenüber. Bei Regen, Kaffee, Eierlikör und Primitivo unterhalten wir uns prächtig über Gott und die Welt und über fünf Stunden. Wir sind begeistert, als Burkhard anbietet, uns morgen früh zum Bahnhof zu fahren. Und zwar nicht nur zum Bahnhof in Barth, sondern direkt nach Velgast. Das erspart uns die Bimmelbahn und einmal Umsteigen. Von dort reisen wir auf reservierten Plätzen bis Mainz.
Wir machen unser Boot abwesenheitsfest. Will heißen, Aniko kümmert sich um innen und ich um außen.
Unser Abendessen haben wir im C&C-Schiff Granitz, das direkt bei unserem Steg liegt. C&C steht dabei für Currywurst & Cocktail. Denn das ist das Konzept dieser Gastronomie.
Schon gegen 21 Uhr sind wir im Bett. Vorher eine letzte Dusche am Bord. Die Koffer sind fast fertig gepackt. Ich schlafe gut ein… bis, ja bis irgendwann in der Nacht das Fährschiff, das gestern Abend als Partyschiff auslief, zurück kommt. Laute Bum-Bum-Musik , laute Bootsmaschinen und gröhlende Menschen braucht kein Mensch mitten in der Nacht. Nach 5 Minuten, die sich wie eine halbe Stunde anfühlen, ist der Spuk vorbei.
Hat gestern noch der Himmel geweint, dass wir abreisen, lacht heute die Morgensonne, dass wir bald verschwinden. Aniko meinte gestern noch beim Abendessen, dass unsere arme Triquetra jetzt ganz alleine in einer fremden Umgebung sei. Frauen halt… 😂
Jetzt ist es 06:05 Uhr, und wir sind fertig für die Abreise. Eine ganze Stunde zu früh. Aniko hat zum dritten Mal geprüft, ob alle Fenster geschlossen sind. Aber das ist immer so.
Burkhard ist schon früh wach und holt seinen Wagen. Er bringt uns nach Velgast. Und das Abenteuer Deutsche Bahn beginnt. Als hätte er eine Vorahnung, will sich Burkhard erst verabschieden, wenn er sicher ist, dass wir den Zug bekommen. Und…???


Wir wären hier im Nirgendwo hilflos gestrandet. Krisenmodus an!
Burkhard zögert keine Sekunde und kutschiert uns nach Stralsund. Die beste Lösung ist der ICE um 09:26 Uhr ab Stralsund. Im Reisezentrums will ich wenigstens Sitzplätze reservieren, aber die Deutsche Bahn ist pünktlich. Nicht bei den Zügen, aber bei den Öffnungszeiten der Schalter. Da stört es auch keinen, dass davor eine Schar gestrandeter Kunden wartet. Die Bahn eben.

Die Platzreservierung bis Hamburg ist kein Problem. Bis Frankfurt erhasche ich die beiden letzten Plätze.
Erster Teilerfolg: Wir sitzen im ICE nach Hamburg. Sitzen, weil es mit der Reservierung geklappt hat.
Nächster Erfolg: Wir sind in Hamburg. Die Umsteigezeit beträgt 44 Minuten. Das sollte zu schaffen sein.
Dritter Teilerfolg: Der ICE nach Frankfurt hat nur 10 Minuten Verspätung. Wir sind drin und haben Sitzplätze. Wir sind kurz hinter Hannover und haben schon 22 Minuten Verspätung. Und jetzt stehen wir wegen einer Weichenstörung und des damit einhergehenden Staus auf freier Strecke. Die Verspätung nimmt zu. In gleichem Maße nimmt die Umsteigezeit ab.

Vierter Teilerfolg: Wir sitzen (!) im RE3 nach Saarbrücken. Selbst die 1. Klasse ist ziemlich voll.
Und wieder wird der Beweis erbracht, Saarländer können Bahn. Der RE3 fährt pünktlich ab und kommt pünktlich an. Und der Sohn meiner Frau ihrer Schwägerin ihr Mann, also meines Bruders Bub, mein Neffe, der gute Luca, holt uns am Bahnhof ab und bringt uns nach Hause.
21:10 Uhr – das Abenteuer Deutsche Bahn hat ihr Ende gefunden.
Okay, wer erinnert sich noch an die Bemerkung am 24.06.2022, dass wir ein paar Flintsteine für Markus mitbringen wollen? Ich bat Aniko, ihre Mitbringsel mal zu wiegen. Es sind sage und schreibe 7, in Worten sieben, Kilo.
Wir sind kaputt, zu müde für ein Abendessen. Taccos mit Guacamole-Creme und ein richtig kühler Rosé reichen für den Moment.
Fazit
Man kann günstig mit der Deutschen Bahn reisen, wenn man die Umsteigezeiten kurz wählt. Das schaffen die nämlich nie, und ab zwei Stunden Verspätung gibt es 50% des Fahrpreises zurück.
Mit Freunden verbrachte Zeit ist nur durch eines zu überbieten, nämlich mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Unsere Highlights – in chronologischer Reihenfolge – waren Pasi und Annaliisa, Renate und Jürgen, Bettina und Burkhard. Danke, dass es euch gibt.
Es gibt sie noch, die Skipper, für die Seemannschaft (und mehr) nicht nur Teil der theoretischen Prüfung ist.
Unsere Triquetra ist im Wasser und liegt im Barth. Mission 1 der Saison 2022 ist erfüllt.
Ergänzung: Zuhause ist auch schön.