Die Vorbereitungen laufen. Am 15.08.2023 bringt uns – Aniko, Markus und mich – die Deutsche Bahn nach Barth…. hoffentlich.
Mit diesem Törn verabschieden wir uns aus Barth und Mecklenburg-Vorpommern. Das Boot wird künftig in den Niederlanden liegen, genauer gesagt im Gouden Ham beim WSC Maasbommel. Vor uns liegen etwas mehr als 1000 Kilometer.
Da der Küstenkanal nur eine Brückenfreiheit von 4,50m garantiert, haben wir beim 1. Törn schon das Radar, den Radarmast und die TV-Antenne demontiert. Wahrscheinlich muss der Lautsprecher vom Loudhailer auch noch runter. Ich rechne sogar damit, dass wir im Küstenkanal die Persenning zusammenfalten müssen, denn dort sind die niedrigsten Brücken.
Die Route soll über Gedser/ Dänemark, Fehmarn, Kiel, durch den Nord-Ostsee-Kanal, über Cuxhaven und Bremerhaven gehen. Durch die Hunte in den Küstenkanal, die Ems und den Dortmund-Ems-Kanal wieder in die Nordsee, um dann bei Delfzijl in die niederländischen Wasserwege zu fahren. Ab hier gibt es kaum Probleme mit Brücken mehr, denn die Niederländer können das wie kaum ein anderer.
Insgesamt sind 18 oder 19 Etappenziele in der Törnplanung, wobei einzelne wohl ausfallen müssen. Die Rechnung ist ganz einfach. Wenn wir die tausend Kilometer in etwa 15 Tagen schaffen wollen, haben wir Tagesetappen von 60 bis 70Km. Das ist angenehm. Dann bleiben noch ein paar Tage Luft, falls das Wetter mal nicht mitspielt oder es an einem Ort besonders schön ist.
Auf halber Strecke wechselt dann die Crew. Susanne und Thomas lösen Markus und Teddy ab. Wo das genau sein wird, werden wir spontan entscheiden müssen. Wahrscheinlich wird es Oldenburg sein.
Nachdem das Sturmtief Zacharias angekündigt war, stieg natürlich die Nervosität. Nadja hat uns seinerzeit die Persenning des Achterdecks zerrissen.
Also habe ich täglich mit der Livecam im Hafen von Barth die Lage gecheckt. Erleichterung kam auf, als die Kamera nach dem Sturm nichts Auffälliges zeigte.
2023-08-14 – Noch eine Nacht
So. Alles vorbereitet.
Die Taschen sind gepackt. Die letzten Informationen sind abgerufen, z.B. das Wetter. Die Seekarten sind aktualisiert. Heute nachmittag bringt mir Amazon noch einen Mini-PC, den ich für das Boot einrichten will. Über einen HDMI-Anschluss kann ich den direkt an einen der Bordmonitore anschließen. Damit steht mir die App-Navigation auch auf großem Monitor, der vor allem sonnenlichttauglich ist, zur Verfügung. Und die Videos, die ich mit der neuen Insta360 one RS machen will, können angenehmer bearbeitet werden. Ich habe nämlich vor, die gesamte Reise in 360° und Zeitraffer aufzunehmen. Dafür ist die Actioncam ideal.
Ihr könnt gespannt sein. Also, dranbleiben!
2023-08-15 Die Deutsche Bahn
Die Anreise mit der Deutschen Bahn war mal wieder typisch. Naja, ganz so typisch war sie dann wieder auch nicht, denn wir kamen wir geplant an, zuindest zeitlich gesehen. Ich erspare mir jedoch ausschweifende Kommentare und zeige lieber ein paar Screenshots.











Am Boot angekommen überprüfe ich den Maschinenraum, während Markus und Aniko die Kajüten belegen. Alles okay!
Es ist warm, um nicht zu sagen, heiß. Im Boot haben wir um die 30°. Da kommt es mir gerade recht, dass ich das Boot ordentlich abspritze.
Für das Abendessen habe ich im Vinteablick bei Moppi einen Tisch reserviert. Wir wurde erneut nicht enttäuscht.


Das Jambolaya ist leider schon geschlossen. Es gibt leider keinen Abschieds-Cocktail. Den Sundowner gibt es daher auf der Flybridge.



2023-08-16 Start der ersten Etappe – Gedser/ Dänemark – 109,2Km
Nach einer guten Nacht versorgt uns Aniko mit frischen Sandwiches aus der Stadtbäckerei. Noch schnell das Boot gecheckt und dann „Maschinen start und Leinen los!“
09:30 Uhr – unser erstes Ziel ist der Barther Yachtservice, wo wir den Schwarzwassertank leeren. Ab- und Anlegemanöver gehen wie geschmiert. Funktionierende Bug- und Heckstrahlruder sind ein Segen….sofern man sie braucht. Heute ging es fast ohne. Ich bezahle sage und schreibe 25€ für die Entleerung. Einige Tage später in den Niederlanden bezahle ich für die gleiche Sache 1 – in Worten EINEN – Euro. Das ist einer der Gründe, warum ich das Boot dort weghole. Abzocke!
Um 10:00 Uhr startet die eigentliche Tour. Tschüss Barth.
In Gedser, das wir gegen 16:30 Uhr erreichen, finden wir einen tollen Liegeplatz, verholen dann aber ein paar Meter nach achtern, um direkt bei der Tankstelle zu stehen. Morgen bunkern wir nämlich etwas Diesel.
Die Ankunft und das Anlegen sieht mit der 360° Kamera lustig aus.
Markus und ich machen die Anmeldung am Automaten und nehmen das Hafenbier bei einer netten Dänin.

Aniko und Markus fahren mit den Rädern in den Ort Gedser und kaufen Proviant ein.
Da direkt bei unserem Boot eine Picknickbank mit Tisch steht, packen wir den Grill ein und die Würtschen aus und bbqen (geiles Wort) an Land.




Sunset mit Sundowner auf der Fly…..was sonst?





2023-08-17 Burgstaaken auf Fehmarn – 60,7Km
Der Morgen ist wunderschön. Stille ruht auf dem Hafen….bis die ersten Segler losmachen. Und dann geht es wie in einem Bienenkorb. Ruckzuck sind über 20 Segler auf und davon. Ich vermute, die haben auch die Windvorhersage gesehen, die ab Nachmittag Starkwind voraussagt. Auch ich will bis spätestens 15 Uhr in der Abdeckung von Fehmarn sein, denn der Wind soll aus nordöstlichen Richtungen kommen, was das Boot heftig rollen lassen wird. Ich hasse das.
Teddy, unser Bordhund und 2. Offizier, hat ein neues Plätzchen zum Schlafen gefunden…auf dem Radardom.

Vorher bunkere ich 616 Liter GTL-Diesel (das ist der gute und umweltfreundliche, weil nicht aus Erdöl sondern Naturgas hergestellt) für 1.000€. Das ist ein Literpreis von 1,63€. Da ist der Bootsdiesel auf Fehmarn deutlich teurer.
Um 10:00 Uhr legen wir ab. Die Fahrt ist ruhiger als gestern. Und wir haben Rückenwind, der uns einen halben Knoten Fahrt schenkt. Im Verkehrstrennunggebiet – hier ist einiges los – beschleunige ich für ein paar Minuten, um ausreichend Abstand zu den kreuzenden Frachtern zu haben.

Wasseralarm in der mittleren Bilge!
Ich schaue sofort im Maschinenraum nach und sehe, dass es aus der Wellendichtung der Steuerbordwelle spritzt. Also Fahrt rausnehmen. Das Spritzen hört sofort auf. Jetzt pumpt die Bilgenpumpe das Wasser raus. Nach meinem Gefühl geht das aber zu langsam. Später wissen wir warum.
Etwas langsamer mit 7 bis 8 Knoten fahren wir in Richtung Fehmarn. Wir hoffen, dass der Frachter, von dem der Hafenmeister gestern sprach, inzwischen weg ist. Pustekuchen. Der blockiert immer noch den gesamten Kai an der Ostseite. Wir haben Glück und finden den letzten Platz an derWestseite, direkt neben dem Kran. Festmachen um 14:00 Uhr.
Hafenbier in Mirella’s Haifischbar.

Und gleich einen Tisch reserviert im neuen Tashi, einem asiatischen Restaurant auf der Silverland, einem ehemaligen Angelkutter.
Dann schauen Markus und ich nach der Bilgenpumpe. Sie läuft, pumpt aber recht wenig Wasser. Markus baut alles auseinander. Es kommen Zweifel auf, ob sich der winzige Propeller in die richtige Richtung dreht, vor allem, weil die Kabel farblich nicht passen. Hier liegen braun auf schwarz und schwarz auf braun. Kann das richtig sein? Wir klemmen um, aber es geht auch nicht besser. Und dann gehen auch noch die Kabelschuhe ab. Also machen wir es gleich neu und richtig. Leider gehen dabei kurz beide Kabelenden ins Wasser, was einen Kurzschluß erzeugt. Jetzt geht die Suche nach einer Sicherung los. Bilgenpumpen sind nicht auf den Sicherungskasten geschaltet, denn sie müssen immer, also auch bei ausgeschaltetem Strom funktionieren. Dennoch gibt es eine Sicherung in einem Kasten auf der Flybridge. Aber die ist okay. Ich bin schon so weit, dass ich eine Anfrage in das Bootsforum für Meridianboote stelle. Ich bekomme schnell Antworten, die aber nicht weiterhelfen. Und jetzt kommt der Hammer. Als Markus sich nachdenkend umschaut, fragt er sich, was in dem Schrank unter dem Sicherungskasten ist. Er schaut nach und finden – man kann es kaum glauben – noch eine Sicherung für die Bilgen. Und die ist raus. Wer in aller Wer denkt sich so eine Konstruktion aus? In diesem Schrank sind doch nur die Hauptschalter für die Batterien von den Motoren, Generator, Hausbatterie und Ankerwinsch. Naja, und eben noch drei winzige Sicherungen für die Bilgenpumpen. Markus baut alles zusammen, und es läuft, leider immer noch schwach. So gefällt uns das nicht. Er baut das Rückschlagsventil aus, das ich mal eingebaut habe, um zu verhindern, dass das Wasser aus dem Schlauch jedesmal wieder in die Bilge läuft, wenn die Pumpe aufhört zu pumpen. Wir stellen fest, dass jetzt deutlich mehr Wasser abgepumpt wird. Vielleicht ist es für die kleine Pumpe zu schwer, zuerst gegen den Druck des im Schlauch stehenden Wassers anzukämpfen. Dann fällt mir auf, dass das Rückschlagsventil für verschiedene Schlauchdurchmesser ausgelegt ist. Und ich habe es mit dem kleinsten Durchmesser eingebaut. Messer raus, auf die korrekte Dicke abgeschnitten, wieder eingebaut und voilá. Läuft!
Jetzt geht es erst einmal 60m weiter zum Nachbarn, dem Tashi. Es ist sehr eng, nur winzige Tische – eben wie auf einem Kutter zu erwarten war. Der Service und das Essen sind aber hervorragend, haben aber auch ihren Preis.




Ich schlafe schlecht ein und bin früh wieder wach, weil das Knarren der Festmacherleine schlimm ist. Da haben wir nicht ordentlich gearbeitet, denn sie scheuert am Poller. Ich bin aber zu faul, das jetzt noch zu ändern.
Gute Nacht, Burgstaaken.
2023-08-18 – Kiel oder Rendsburg? – 112,9Km
Der Frachter, der gestern eigentlich wegfahren sollte, wird am Morgen zu Ende beladen. Der einsetzende Regen gestern nachmittag hat wohl den Ladevorgang unterbrochen. Ich bin schon 06:00 Uhr an Land und gehe mit Teddy Gassi. Burgstaaken schläft noch, meine Crew auch.
Ablegemanöver traumhaft. Los geht’s.
Die Überfahrt bis Kiel ist problemlos und schnell, da wir durch die Schießgebiete Putlos und Todendorf fahren können. Wegen der Ferien ist kein Schießbetrieb. Das spart uns locker eine Stunde.
Einzig die achterlichen Wellen von bis zu 1,50m nerven gewaltig. Und zwar so gewaltig, dass ich kurzfristig den Kurs ändere. Doch ab der Fehmarnsundbrücke sind die Wellen schlagartig verschwunden, bzw. reduzieren sich auf 40cm. Die Winde aus Nord-Ost verlieren durch die Windabdeckung der Insel ihre Wirkung.
Im Wartebereich vor dem NOK, den wir gegen 14:30 Uhr erreichen, ist schon viel los. Da tummeln sich etwa 20 Boote. Wir reihen uns ein. Und da ein Stillstehen nicht möglich ist, gilt es, allen anderen auszuweichen. Nach etwa einer Stunde meldet sich einer aus dem Pulk – ein Niederländer mit einer Rennsegelyacht – und fragt „Holtenau Lock“, wann es losgeht, immerhin warte er schon seit dreieinhalb Stunden. Die Antwort ist lapidar und kurz.

Und dann, für uns nach eineinhalb Stunden, wird eine reine Sportbootschleusung angekündigt. Plötzlich versuchen sich alle in eine Poleposition zu bringen, allen voran der Holländer. Warum nur, wir schleusen doch alle gemeinsam?
Als sich die Tore öffnen, beginnt ein regelrechtes Mäuserennen. Da gibt es tatsächlich Boote, die sich an den Ersten in der Schleuse ins Päckchen legen, obwohl ausreichend Platz an den niedrigen Stegen ist.











Markus macht einen tollen Job, als hätte er nie etwas Anderes getan. Da ich die Fahrt durch den NOK online gebucht habe, bekomme ich nur einen Zahlencode, den ich auf DIN A4 ausdrucken soll, damit ihn der Schleusenwärter sehen kann. Häh? Kein Drucker an Bord und nun? Markus hat die beste Idee aller Zeiten.

So eine schöne Eintrittskarte hat sonst keiner, da bin ich mir sicher!
Kaum wird das Schleusentor geöffnet, geht das Mäuserennen schon wieder los. Während ich der Segelyacht vor mir Zeit und Raum zum Ablegen gebe, werde ich schon von fünf anderen Ungeduldigen noch in der Schleuse überholt. Sowas tut man nicht.
Im NOK selbst ist recht wenig Verkehr. Ab und zu kommt ein Frachtschiff oder auch mal ein Kreuzfahrschiff vorbei. Markus macht derweil Videos und testet auch die neue Insta360 OneRS.
Ich wundere mich, warum im NOK alle so trödeln, nachdem sie es bei der Schleusung doch so eilig hatten. Nach meinen Informationen sind 10nm, also 16Km/h erlaubt. Nach einiger Zeit lege ich die auch an. Bis Rendsburg bin ich an allen aus der Schleuse vorbeigezogen. Als Letzten überholen wir den rasenden Holländer, der vor dem NOK so gedrängelt hat. Komisch!
Wir machen gegen 19:00 Uhr in Rendsburg fest. Wir ergattern einen schönen Liegplatz. Die Marina ist insgesamt sehr schön.
Abends google ich und stelle fest, dass die Regeln zwei Monate nach meiner Planung geändert wurden. Jetzt sind nur noch 6,5nm, also 10Km/h erlaubt. Achso!
Markus hat sich mit Roman aus Kiel verabredet. Der ist schon in Rendsburg, als wir anlegen.
Wir sitzen auf der Fly und trinken das Hafenbier, das Roman reichlich mitgebracht hat. Es ist ein schöner Nachmittag und Abend. Und die beiden Jungs von Roman haben ihren Spaß.



Ein paar Plätze weiter liegt ein nettes „Projektschiff“. Der Dauerbetrieb einer Pumpe bewahrt das Schiff vorm Sinken. Kein Hafenbetreiber wünscht sich so einen „Dauerlieger“.







2023-08-19 – Cuxhaven – 98,7Km
Heute schnuppern wir wieder etwas Seeluft. Wir starten um 09:40 Uhr, verlassen die schöne Ober-Eider bei Rendsburg und reihen uns wieder ein in den NOK in Richtung Brunsbüttel.
Es ist einiges los auf dem NOK, mehr als gestern.



Natürlich passieren wir auch die berühmte Rendsburger Schwebefähre.
Als wir kurz nach 14:00 Uhr auf die Schleuse Brunsbüttel zufahren, höre ich am Funk, dass sich ein Sportboot noch für die Schleusung anmeldet. Ich beschleunige ein wenig – natürlich im Rahmen des Zulässigen – als ich durch das Fernglas sehe, dass die Kammer schon offen ist, um auch noch dabei zu sein. Und tatsächlich. Als ich über Funk nachfrage, ob es für uns auch noch reicht, gibt mir ein netter Schleusenwart mit sächsischem Akzent das GO. Um 14:25 Uhr fahren wir als Letzte ein, und die Schleusung beginnt direkt. Beim Ausfahren bedanke ich mich über Funk und winke ich dem freundlichen Schleusenwärter zu.
Auf der Elbe erwartet uns eine starke Strömung von 3-4 Knoten, denn mein Plan ist es, mit einsetzender Ebbe die Elbe raus – und morgen früh mit einsetzender Flut die Weser reinzufahren. Heute hat das schon mal geklappt.
Es wird etwas nebelig, als wir auf Cuxhaven zusteuern. Ich schalte dann mal besser die Navigationslichter ein. Um 16:00 Uhr meldet Aniko eine Robbensichtung. Markus bestätigt das kurz darauf, und damit gilt es als gesichert. Also entweder ein Foto oder von zwei Leuten bestätigt, nur dann gilt es. So ist das Gesetz!
Um kurz nach 17:00 Uhr fahre ich mit Schwung in den Vorhafen von Cuxhaven ein. Wegen der Strömung muss ich etwas vorhalten. Klappt gut. Wir drehen eine kleine Runde und finden am Anleger für Großboote genügend Platz. Anlegezeit ist 17:25 Uhr. Später bittet mich der Hafenmeister, unser Boot etwas zu verholen, da noch eine 25m Segelyacht aus den USA erwartet wird. Auch sonst ist der Hafen ziemlich voll.

Wie angekündigt kommt etwas später eine tolle 25m Yacht mit amerikanicher Flagge. Die Männer an Bord sprechen aber alle Italienisch. Dann legt sich noch eine zweite Segelyacht ins Päckchen.

Abendessen an Bord – Sundowner auf der Fly. Gute Nacht Cuxhaven.
2023-08-20 – Bremerhaven – 98,7Km
Wir legen um 08:00 Uhr ab, denn wir wollen das ablaufende Wasser der einsetzenden Ebbe nutzen, um schneller ins Wattenmeer zu kommen. Klappt ganz gut, wir rauschen bei niedriger Drehzahl mit 11,4 Knoten raus in die Nordsee. Da ich der Navigation brav folge, komme ich einer Sandbank recht nahe und muss einen kleinen Schlenker machen, als die Wassertiefe bedenklich rasch abnimmt. Wir sind halt im Wattenmeer. Und da werden kleine Navigationsfehler gnadenlos bestraft. Also besser keine machen.
Es wird richtig kabbelig. Kurze Wellen aus allen Richtungen bringen uns ganz schön ins Schaukeln. In der Ferne sehe ich sehr ruhiges Wasser. Die Trennung zwischen Wellen und ruhig ist wie mit dem Lineal gezogen. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Als wir diesen Bereich erreichen, wird die Fahrt deutlich angenehmer.
Wie biegen in die Wesermündung ein und spüren den Schub der beginnenden Flut. An den Tonnen kann man die Strömung, die uns locker 2 Knoten schenkt, deutlich sehen. Dann nähern wir uns Bremerhaven.

Auf den Sandbänken im Wattenmeer sonnen sich dutzende von Robben.






Wir biegen nach backbord in die Schleuse zur Marina Im Jaich ab und erleben eine Überraschung. Beim Schleusen schauen uns gefühlt 100.000 Menschen zu. Was ist denn hier los? Menschen – Boote – Fahnen und Fähnchen…hier scheint ein Fest zu sein. Später erfahren wir, es sind die Maritimen Tage in Bremerhaven. Na dann viel Glück bei der Suche nach einem Liegeplatz.
Manchmal muss man auch mal Glück haben oder ist es Frechheit? Ich finde einen freien Kopfsteg in der ersten Reihe. Der hat zwar rote Schilder, aber die ignoriere ich einfach mal. Im Hafenbüro sieht man das genauso locker, und wir dürfen liegen bleiben. Von diesem Platz aus haben wir Hafenkino vom Feinsten.






Das wird nur noch getoppt, als wir uns mit einem Drink und mit Klappstühlen auf die Badeplattform setzen und diese absenken. Jetzt werden wir sogar zu Fotomotiven für die vorbeifahrenden Touristen. Das Video, das Aniko von uns machen soll, geht natürlich in die Hose.


Später spazieren wir über die Fress-Meile, auch Streetfood-Area genannt. Hier finden wir leckere Sachen zum Abendessen. Wir spazieren auch ein wenig und genießen einen Cocktail an der Schleuse.








Und dann gibt es den Sundowner auf der Fly. Der ganze Hafen ist jetzt zur blauen Stunde passend illuminiert.





2023-08-21 – Oldenburg – 60,3Km
Heute verlassen wir das Salzwasser. Naja, einmal fahren wir noch mal kurz ins Gezeitenrevier, und zwar, wenn wir die Ems verlassen und danach bei Delfzijl in die Niederlande reinfahren. Wir legen um 09:30 Uhr ab und haben schon um 10:00 Uhr die Schleusung.
Unsere Reiseplanung verschafft uns heute nicht eine Flut, auf deren Welle wir die Weser hochfahren können. Dazu müssten wir noch ein paar Stunden warten…was wir nicht wollen. Also fahren wir in eine dreckige und seichte Weser. Links und rechts liegen die Sandbänke frei, anfangs noch schlammig, später richtige Sandbänke, die sogar Menschen anlocken.
Gegen 13:15 Uhr erreichen wir die Hunte. Sie ist sehr seicht, es ist halt Ebbe, Die Uferböschungen liegen frei, deshalb halten wir uns schön in der Mitte. Eine viertel Stunde später erreichen wir die Brücke Elsfleth und müssen kurz warten. Es ist eine langsame und entspannte Fahrt.



Um 16:15 Uhr erreichen wir Oldenburg und finden im kleinen Hafen direkt in der Stadt einen guten Liegeplatz. Naja, gut zum Anlegen. Die Marina ist so klein, dass sie sich die Sanitäranlage mit einem anderen Marina teilt. und so müssen wir hin und zurück 560m laufen. Und den Landstrom gibt es an einem Automaten, den man mit 1 Euro pro Kilowatt füttern muss.
Wenigsten das Hafenbier genießen wir stilecht in Ols Brauhaus am Hafen. Und deshalb dauert es auch zwei Stunden.



2023-08-22 – Dörpen – 64,6Km
Der Tag beginnt mit Arbeit. Heute machen wir die Persenning der Flybridge runter. Denn im Küstenkanal sind ein paar Brücken nur 4,50m hoch. Wir demontieren sogar den Lautsprechen, was, wir wir später feststellen werden, nicht nötig gewesen wäre.




Beim Ablegen muss ich feststellen, dass Bug- und Heckstrahlruder sich nicht einschalten lassen. Dann muss es eben ohne gehen. Es geht um die Ecke zur Oldenburger Schleuse.
Die Fahrt im Küstenkanal ist entspannt. Da die Flybridge jetzt keine Persenning mehr hat, sitzen wir voll in der Sonne. Markus wird das am Abend deutlich spüren.


An den ersten Brücken messen wir noch mit dem großen Bootshaken, ob es für uns langt. Nach der ersten niedrigen Brücke mit 4,60m bin ich tiefenentspannt.
Es ist noch so viel Luft nach oben, dass mir die kommenden Brücken mit 4,50m keine Sorgen bereiten.
Inzwischen nähern wir uns Dörpen. Susanne und Thomas sind schon vor Ort. Am einzigen Steg, der lang genug für uns ist, legen wir spielend leicht an.



Begrüßungszeremonie
Wir packen die Grillutensilien an Land, Susanne und Thomas fahren in einen nahen Laden und besorgen Leckerein zum Grillen und auch sonst so. Da war doch was? Ach ja, heute wird der Skipper 66 Jahre alt.


Die Bilder von der Party an Bord sind nicht geeignet, in der Öffentlicheit gezeigt zu werden – Datenschutz!
2023-08-23 – Papenburg – 31,5Km
Heute machen wir einen kurzen Schlag. Es beginnt um 09:00 Uhr mit einem hastigen Aufbruch, denn ich sehe, dass ein Arbeitsschiff in die Schleuse Dörpen einfährt. Eine kurze Nachfrage beim Schleusenwärter ergibt, dass es gleich wieder rausfährt und die Schleusung dann beginnt. Also hurtig, hurtig, damit wir dabei sind. Schade, denn damit verabschieden wir uns nicht richtig von Markus, der uns hier verlässt. Ein guter 1. Offizier geht von Bord. Ach ja, und den 2. Offizier, Bordhund Teddy, nimmt er mit.

Nach der ersten Schleusung geht es gemächlich weiter. Es folgen weitere Brücken und noch zwei Schleusen, die von Bollingerfähr und die von Herbrum und die beiden niedrigsten Brücken mit jeweils 4,50m. Aber wie gesagt, ich bin tiefenentspannt.










Inzwischen haben wir den Küstenkanal verlassen und sind in die EMS und den Dortmund-Ems-Kanal eingebogen.

Hinter der Schleuse Herbrum sind wir wieder im Gezeitenrevier. Das wird schnell deutlich, denn mein Tiefenmesser zeigt 0 Meter unter dem Kiel an. Der Schlick, den die Flut jedesmal in die Ems spült, setzt sich nämlich vor der Schleuse ab, denn weiter kommt er ja nicht. Ich folge akribisch meinem Vordermann, denn er scheint zu wissen, wo die Furt ist. Die Fahrt durch die Ems/ DEK zeigt deutlich, wie groß der Tidenhub ist. Die Böschungen und alle Seitenarme und damit auch ein paar kleine Marinas, die hinter Schleusen liegen, sind unerreichbar.






Und dann kommt Papenburg in Sicht. Als erstes sieht man ein Riesen-Super-Kreuzfahrtschiff und die Halle der Meyer-Werft.

Was dann passiert, kann man getrost mit „Flussnot“ beschreiben, denn da wir ja nicht auf See sind, kann es keine Seenot sein, aber sowas Ähnliches. Aber der Reihe nach.
Seenot oder Flussnot???
Wir erreichen die Seeschleuse Papenburg zusammen mit zwei kleineren Booten. Als wir auf die Schleuse zufahren, öffnet jemand – vermutlich der Praktikant – die Schleuse und lässt dreckiges Wasser mit großem Schwall in die Mündung laufen. Die beiden Boote vor uns können gerade noch am kleinen Wartesteiger festmachen. Ich schaffe es zwar auch noch dort hin, aber kann nur mit der Bugleine am vorderen Boot festmachen. Es gelingt mir aufgrund der starken Strömung nicht, das Heck an den Steg zu bringen. Das zweite Boot, ein Holländer, der sich etwas breit gemacht hatte und damit keinen Platz für uns ließ, verlässt derweil fluchtartig den Steg, als er meine Probleme erkennt. Das Kehrwasser und die Strudel drehen jetzt unser Boot um. Um größeren Schaden zu vermeiden, lasse ich die Leine lösen und verlasse fluchtartig den Steg und die Strudel. Noch mal gut gegangen. Okay, Thomas haben wir dabei leider auf dem Steg zurücklassen müssen. Ein wenig Schwund ist eben immer.
Im ruhigen Wasser vor der Mündung kreisen wir, als wir erfahren, dass es noch drei Stunden dauern kann, bis die Flut kommt und die Schleuse geöffnet wird. Echt jetzt?
Bäng!!!
Was war das jetzt??? Die Steuerbordmaschine ist aus. Ich kuppele sie aus, starte die Maschine neu, kuppele ein. Die Maschine stirbt sofort ab. Nochmal. Wieder stirbt die Maschine ab. Etwas blockiert die Welle.
In Sekunden treiben wir manövrierunfähig in der Ebbeströmung der Ems um etwa zweihundert Meter ab. Jetzt hilft nur noch Vollgas auf der Backbordmaschine, um die Kontrolle zurück zu gewinnen und Ruhe bewahren. Das Boot ist wieder unter Kontrolle. Ich steuere die Dockschleuse der Meyer-Werft an. An einem Arbeitsschiff der Wasserschifffahrtspolizei mache ich fest. Die Männer sind sehr hilfsbereit. Der Schleusenmeister der Dockschleuse erlaubt mir über Funk, dort zu bleiben, bis wir das Prolem gelöst haben. Optimist!
Meine Vermutung bestätigt sich. Die Steuerbordwelle ist blockiert, womit oder wodurch auch immer.
Da das Arbeitsboot los muss, machen wir provisorisch an den riesigen Schrauben der Spundwand fest. Thomas ist inzwischen wieder an Bord. Er hat sich tapfer durch meterhohes Schilfgras gekämpft.

Sobald die Flut kommt, war es das aber auch, denn dann ist das Boot höher als die Schrauben und wir verlieren den Halt.
Hilfe kommt vom Schleusenmeister. Er kündigt uns über Funk ein Baggerschiff an, mit dem wir durch die Seeschleuse dürfen. Guter Mann! Nach 20 Minuten kommt das Baggerschiff, und wir fahren in den Hafen ein. Es gelingt fast spielerisch, außerhalb der kleinen Marina anzulegen. Heute lerne ich, dass ich das Boot nicht nur ohne Bug- und Heckstrahlruder, sondern auch mit nur einer Maschine beherrsche. Gut zu wissen.
Ich habe mal den entsprechenden Auszug aus der GPS-Aufzeichnung genommen, um den Schlamassel zu zeigen. Sieht irgendwie wusselig aus. (Anmerkung für Martha und den Deutschkurs in Spanien: Wusselig ist Dialekt und bedeutet soviel wie wirr, durcheinander, ungeordnet.)
Jetzt geht die Telefoniererei los. Gibt es einen Kran? Wer ist dafür zuständig? Kommt der morgen raus, um zu kranen? Was kostet uns das? Was ist die Ursache? Nur etwas in der Schraube oder mehr? Ist die Überführung unter Umständen vielleicht sogar eventuell und möglicherweise zu Ende?
Also….der Reihe nach:
Der vereinsgeführte Marina hat einen 15Tonnen-Kran. Der Kranmeister kommt nach seiner Arbeit heute noch raus und krant. Er bringt Vereinskameraden mit, die beim Kranen helfen. Es stellt sich heraus, dass ein etwa 2m langes Tau in die Schraube geraten ist und die Welle blockiert – mehr nicht. Der Sohn des Stegwartes fährt wagemutig mit seinem Schlauchboot unter die 15t-Last und schneidet das Tau mit einer Metallsäge ab. Das war alles. Und der Verein verlangt dafür gerade mal 98€.




Zur Entschädigung schenkt uns die Natur einen tollen Sonnenuntergang.

Wir bereiten das Abendessen an Bord zu – Spaghetti mit Meersfrüchten – und lassen den „abwechselungsreichen“ Tag ausklingen. Heute haben alle viel erlebt, und ich habe ich einiges gelernt.
2023-08-24 – Hafentag
Ich habe für um 08:00 Uhr einen Techniker bestellt, der nach den Strahlrudern schauen soll. Er ist pünktlich da und schaut und misst und schaut und misst und…naja, ihr wisst schon. Und dann meint er, es müsse am Relais liegen, das direkt am Motor des Strahlruders ist. Überzeugt bin ich nicht, denn die Motoren bekommen erst gar keinen Strom, da der Magnetschalter, der den Stromkreis schließt, überhaupt nicht aktiviert wird. Und der liegt vor dem Relais.
Ein Teil der Crew spaziert in die Stadt Papenburg – mit etwas falscher Navigation des männlichen Teils des Teams werden es am Ende 9 Km sein – und besorgen Lebensmittel, vor allem welche, die man grillen kann. Sie schauen sich ein wenig in der Meyer Werft um, wo gerade an der Carneval Jubilee gearbeitet wird.




Die soll im Herbst 2023 fertig sein und die Ems runter ins Meer fahren. Hier ein paar Daten:
- Vermessung 183.200 BRZ
- Länge 345 m
- Breite auf Spanten 42 m
- Anzahl der Decks 20
- Maschinenleistung gesamt 61.8 MW
- Antriebsleistung 37 MW
- Geschwindigkeit 17 kn
- Passagiere 5228
- Anzahl der Passagierkabinen 2626
- Besatzung 1551
Der Yachtclub Papenburg hat eine sehr aktive Jugendabteilung. Die üben sogar, wenn fast kein Wind herrscht.
Am Abend grillen wir neben dem Clubhaus. Susanne und Thomas haben echt leckere Sachen mitgebracht.
Und dann trinken wir noch ein paar Bier im Clubraum, das der Sohn des Stegwartes extra für uns aufgemacht hat. Natürlich lade ich ihn und seine Freunde ein. Er erzählt uns, dass er morgen früh mit einem Freund eine Testfahrt nach Delfzijl macht. Um 07:00 Uhr soll die Schleusung sein, damit man mit dem ablaufenden Wasser aus der Ems geschoben wird. Wir entscheiden spontan, dabei zu sein, denn Delfzijl ist auch unser Ziel.
2023-08-25 – Delfzijl – 59,0Km
Wir sind früh auf den Beinen. Pünktlich um 07:00 Uhr legen wir ab, genau in dem Moment, als das kleine Segelboot mit unseren neuen Freunden aus der Marina ausläuft. Gutes Timing. Um 07:10 Uhr werden wir gemeinsam geschleust. Um die Gebühr von 4€ zu zahlen, muss ich an Land und in das Gebäude der Schleusenwärter.
Wir fahren gemütlich die Ems zu Tal und werden dabei von der einsetzenden Ebbe unterstützt.

Wir passieren die Jann-Berghaus-Brücke und nähern uns etwas später dem Ems-Sperrwerk.
Als wir das Ems-Sperrwerk passieren und in den Dollart einfahren, sieht man schon die einsetzende Ebbe, denn das Watt wird sichtbar. Leider setzt zum Teil heftiger Regen ein, der aber aufhört, als wir in den Zeehavenkanaal einbiegen.
Ich beschließe, in der Marina Neptunus anzulegen. Die sieht auf den ersten Blick voll aus. Auf dem Satellitenbild habe ich aber gesehen, dass man hinter dem ersten Steg seitlich anlegen kann. Das ist meine Chance, denn mit dieser Crew habe ich das Anlegen in einer Box noch nie geübt. Und ohne Strahlruder ist mir das zu riskant.

Ich manövriere unser Boot in Zeitlupe in die Enge, und tatsächlich, hier finde ich einen schönen Liegplatz. Das Anlegemanöver ist dann ganz einfach, zumal die nette Hafenmeisterin sofort zur Stelle ist und die Leinen annimmt. Und siehe da, genau gegenüber liegt das tolle Schiff aus Spanien, das schon in Bremerhaven unser Nachbar war.






Hafenbier im De Boegschroef

Während die Crew in die Stadt spaziert, versuche ich, mit einem Schrubber dem Dreck, den das schlammige Wasser an der Seeschleuse Papenburg verursacht hat, zu Leibe zu rücken….mit mäßigem Erfolg. Für das Abendessen habe ich im Havencafé einen Tisch reserviert.






Gute Nacht, Welt.
2023-08-26 – Groningen – 30,8Km
Da die Hafenmeisterin zuerst mit ihrem Sohn zur Schwimmstunde muss, haben wir uns für 10:30 Uhr verabredet, denn ich will den Holdingtank entleeren und Diesel bunkern. Wir verlegen rechtzeitig an die Bunkerstation, was zwar tricky aussieht, aber recht easy ist. Ich fahre die ganze Strecke rückwärts, was auch ohne Strahlruder super läuft. Strahlruder sind sowieso nur etwas für Anfänger 🙂
Leider ist die Pumpe für den Holdingtank defekt. Und der Diesel kostet 1,93€, teurer als in Dänemark , aber billiger als in Deutschland. Ich bunkere 670 Liter.
Die Fahrt nach Groningen ist abwechselungsreich. Unterwegs kommen wir in ein Gewitter mit Starkregen, der aber nur wenige Minuten anhält. Dann ist die Sonne wieder da.






In Groningen müssen wir auf die Öffnung der Oosterhavenbrug warten, da die Schleusenwärter wegen einer Veranstaltung auf der anderen Seite sind. Hier finden gerade die Meisterschaften im Kanalschwimmen statt. Volksfeststimmung. Demzufolge sind die Möglichkeiten zum Anlegen sehr rar. Die Hafenmeisterin ruft uns zu, wir sollen gegenüber, hinter der Abgrenzung anlegen. Das tun wir. Es ist zwar eng, aber, heh, wir sind Profis.
Wir spazieren auf die andere Seite und landen in einer Volksfeststimmung. Hafenbier mit Snacks. Später am Martini-Markt einen Cocktails als Aperitif und das Abendessen im Steakhouse Bronco.




2023-08-27 – Warten – 54,0Km
Um 09:10 Uhr legen wir ab. Die beiden Boote hinter uns machen die Ausfahrt ziemlich eng, zumal ich rückwärts fahren muss. Die jeweiligen Besatzungen drücken sich die Nasen an ihren Fenstern platt, um zu lernen, wie das geht. Irgendwie bin ich ganz stolz auf uns. Leinen- und Fahrmanöver klappen super.
An der Oosterhavenbrug müssen wir natürlich wieder warten. Der Brückenwart ist ganz gechillt und lässt uns und die anderen 30 Minuten warten.
Um 09:50 Uhr sind wir in der Oostersluis.
Es folgen einige Brücken – alle hoch genug – und eine entspannte Reise. Die Landschaft ist reizend. Thomas überrascht uns wieder einmal mit einem Frühstücksteller während der Fahrt.







Die Fahrt auf dem Eemskanaal ist entspannt, wir haben nur eine Schleuse, die Gaarkeukensluis. Kurz davor überholt mich ein Holländer und dann auch noch rechts. Der weiß vermutlich etwas, was ich nicht weiß. Und genau so ist es. Der kurze Wartesteg bietet nur Platz für drei Boote. Und da hat er sich einfach vorgedrängt. Macht nichts. Wir legen einfach an einem Frachtschiff an. Der junge Decksmann ist nett und hilft uns mit den Leinen.
Der Admiral nötigt mich, in der Marina Wartena anzurufen und nach einem Platz zu fragen. Ein freundlicher Hafenmeister empfiehlt, an den Anmeldesteiger zu fahren, da dieser groß genug für uns sei. Als wir in den Hafen einfahren, kommt er uns mit dem Fahrrad entgegen und weist uns einen besseres Platz an einem Kopfsteg zu. Das nenne ich Service.
Die Sanitäranlagen der Marina sind neu und super sauber. Auch das Havenkontor ist neu. Und die Mitarbeiter sind richtig freundlich.






Wir spazieren in den Ort Warten, da der Hafen leider keine Möglichkeit für ein Hafenbier bietet. An der kleinen Brücke finden wir ein gemütliches Lokal. Wir trinken unser Hafenbier in Form von Aperol-Spritz und reservieren gleich für den Abend. Hier wird Brückenkino geboten.
Bei einem kurzen Spaziergang durch den Ort vertreten wir uns die Beine, bevor wir zum Abendessen gehen. An unserem reservierten Tisch werden wir durch ein kleines Schild mit Namen begrüßt. Sehr nett!








Der Service ist super, das Essen gut und die Preise – naja, sagen wir mal so, sie sind angemessen.
2023-08-28 – Lemmer – 56,0Km
Der Morgen ist wunderschön.


Gegen 10:00 Uhr legen wir ganz geschmeidig ab. Wir fahren raus aus dem Hafen und um die Ecke, um gleich wieder genauso geschmeidig anzulegen. Hier bietet die Marina eine Bunkerstation und eine Abpumpstation.

Für gerade einmal 1 (in Worten EINEN(!!!)) Euro leeren wir den Holdingtank. Zur Erinnerung: in Barth hat uns das noch 25€ gekostet.
Dann startet die Tagestour, um nach kurzem wieder von neuem zu beginnen, denn ich habe mich verfahren. Das sollte nicht das letzte Mal sein. Aber dann geht es ohne weitere Verzögerung – außer durch Brücken und Schleusen – Richtung Lemmer.
Okay, eine Verzögerung gibt es dann ab 12:20 Uhr doch noch. Ich will unbedingt durch Sneek fahren, nachdem ich die Livecam von „De Kolk“ so oft geschaut habe. Es ist ein Erlebnis. Der Kontrast zwischen alten Backsteinhäusern im Stadtzentrum und Villen, die man am Mittelmeer vermuten würde, ist bemerkenswert.

Die langsame Fahrt durch die Stadt nehme ich mit der 360° Actioncam auf und mache zuhause einen Clip daraus.
Wir legen ganz smooth am Anmeldesteiger des Jachthavens Lemmer Binnen an, um kurz darauf noch smootherer an einen Kopfsteg im Innenhafen zu verlegen.

Susanne und Thomas radeln ins Zentrum zum Einkaufen. Wir wollen wieder einmal grillen. Die Marina bietet dazu schöne Sitzmöglichkeiten.
Vorher machen wir einen Spaziergang zum Strand. Dort nehmen wir endlich das Hafenbier zu uns.







2023-08-29 – Almere – 63,8Km
Der neue Tag begrüßt uns mit einem kompletten Regenbogen….aber nur die, die um diese Zeit schon wach sind, also Admiral und Skipper. Um 09:20 Uhr geht es dann los. Wir haben uns angewöhnt, morgens nur einen Kaffee zu trinken und dann zu starten. Thomas bereitet etwas später einen Frühstücksteller zu, der während der Fahrt vertilgt wird. Ich mag das.

Der Trip beginnt mit der Prinses Margret sluis, die uns ins Ijsselmeer bringt. Aber wer hat schon Angst vor einer Schleuse mit einer solchen Crew? Ich nicht! Ein Blick auf die Navigation lässt mich dann aber doch für 1 bis 2 Sekunden nachdenken.






Das Wetter spielt auch mit, als Susanne ihr „Sternenkinder-Projekt“ startet. Sie hat die Namen von Säuglingen, die bei der Geburt starben, auf Rosenblätter geschrieben. Die werden jetzt im offenen Wasser auf die Reise geschickt.
Um 13:50 Uhr nehmen wir die Houtribsluizen, die uns ins Markermeer bringt. Wir müssen jedoch etwas warten und dümpeln zusammen mit anderen Wartenden rum. Mit dieser Crew bin ich auch hier tiefenentspannt. Ich verstehe überhaupt nicht, wo die Navigation hier Gefahren sieht.

Im Markermeer haben wir etwas Regen, der jedoch vor dem Tagesziel, dem Hafen der ZV Blocq Van Kuffeler, nachlässt. Wir finden ganz im Innern des Hafens den Passantensteiger – Danke Google Maps für das Satellitenfoto – und werden durch die nette Hafenmeisterin am Steg empfangen.

Diese vereinsgeführte Marina (Anmerkung des Autors: Das sind immer die besten.) liegt zwar irgendwo im Nirgendwo, bietet dafür aber ein günstiges Hafengeld, das Strom und Wasser beinhaltet, saubere Sanitäranlagen ohne Duschmünzen, gratis Kaffee und sogar gratis Tütensüppchen. So besteht unser Hafenbier aus Bier und Tomatensuppe.




Im Clubraum spielen wir eine Runde Rummy und machen unser Abendessen an Bord.
2023-08-30 – Nieuwegein (ZV de Lek) – 79,2Km
Guten Morgen, Welt. Heute geht es ins Zielgebiet an der Maas. Ziel ist eigentlich Coulenborg, eigentlich. Aber dazu später mehr.
Wir legen bei trübem Wetter um 08:20 Uhr ab und passieren das Markermeer bei stellenweise Regen in Richtung Amsterdam. Dort kommen wir gegen 10:00 Uhr an. Am Wartesteiger zur Schleuse Amsterdam müssen wir eine halbe Stunde warten.

Wenigstens hat es aufgehört zu regnen. Dann geht es durch die Schleuse nach Amsterdam. Es regnet jetzt wieder.
Verfahren, schon wieder. Die Ursachen sind der Regen und der Umstand, dass ich zwei Navigationsprogramme benutze, also meine Dummheit. Navionics, das mich durch den Amsterdam-Rijn-Kanal schicken will, und die niederländische App Watersport, die mich durch Weesp schicken will, widersprechen sich naturgemäß. Warum die unterschiedlichen Anweisungen? Nun, Navionics erkennt nicht, dass eine der Brücken dreiteilig ist und den mittleren Teil anheben kann. Also schickt es mich durch Amsterdam. Dem will ich auch folgen, denn dort sind alle Brücken über 9m hoch, was zwar auch weiter ist, aber insgesamt 2 Stunden spart.
Aber, wie gesagt, plötzlich stehe ich vor einer Brücke, die zu niedrig ist. Auf meine Funkrufe reagiert niemand, also googeln. Diese doofe Brücke öffnet nur nachts. Echt jetzt???

Also, Navionics, wohin jetzt? Thomas findet über GoogleMaps eine Übereinstimmung mit der vorgeschlagenen Route, Im Regen fahre ich jedoch nach links statt nach rechts. Okay, okay, nach hundert Metern oder zweihundert haben wir es bemerkt und drehen.
Alles wieder gut, wir sind im Amsterdam-Rijn-Kanal. Und jetzt kommt plötzlich die Sonne raus. Ein Zeichen?
Die Fahrt im Kanal ist zwar nicht besonders idyllisch, aber entspannt und schnell. Wir kommen trotz starkem Berufsverkehr gut voran.
Um 14:50 Uhr sind wir schon in der Prinses Beatrix Sluis. Die Schleusenmanöver laufen inzwischen total reibungslos und laufen so ab:
Ich fahre in Zeitlupe an die Schleusenwand. Aniko reicht Thomas den Festmacher auf der Mittelklampe. Der holt dicht. Ich dampfe ein, um das Heck an die Schleusenwand zu bringen. Susanne sichert auf der Badeplattform mit Fender und Bootshaken. Genial!
Der Admiral nötigt mich – wieder einmal – in der Marina, wo wir hinwollen, anzurufen. Guter Tipp, denn dort sagt man uns, dass alles voll ist. Wir suchen eine Alternative und entscheiden uns für den kleinen Hafen der ZV De Lek, denn die haben auch einen Seitensteg. Daumen drücken, dass was frei ist, denn es ist niemand telefonisch zu erreichen.
Man muss auch mal Glück haben. Am kleinen Steg ist noch genau ein Platz frei.



Der Hafen des ZV De Lek ist klein, ich meine wirklich klein. Das Clubhaus ist aber neu, so auch die Sanitäranlage. Und die ist sogar ohne Duschmünzen. Da vom Verein niemand da ist, bummeln wir in den Ort. Hafenbier in einer typisch niederländischen Kneipe. Der Ort ist klein, hat aber immerhin zwei Geschäfte mit Bekleidung. Ohne Pulli ist es mir doch ein wenig kalt. Da könnte ich mir doch einen Sweater oder Hoodie, wie man heute so sagt, kaufen. Karl Lagerfeld ab 399€ oder Polo ab 499€? Dann doch lieber etwas frösteln. Beim Italiener, wo wir abendessen, wird es mir wieder warm.
Als wir zurückkommen, ist die kleine Bar im Clubhaus geöffnet. Beim netten Hafenmeister melden wir uns an und zahlen unseren Obulus und trinken noch ein, oder waren es zwei Hafenbiere. Sundowner diesmal im Salon.




2023-08-31 – Maasbommel – 66,7Km
Der neue Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und einem Regenbogen.

Um 09:50 Uhr legen wir vorbildlich zu unserer letzten Etappe ab. Um 10:10 Uhr sind wir schon an der Sluis Hagenstein. Es folgen die Prins Bernhard Sluis, die Sint Andres Sluis und die Prinses Maxima Sluis. Inzwischen schleusen wir absolut stressfrei.

Es sei denn, da ist ein Frosch, der Susanne bedroht…alleine durch seine bloße Anwesenheit.

Kurz nach 16:00 Uhr sind wir auf der Zielgeraden.

Die letzte Schleuse ist die Rijkswaterstaat Sluis. Auch hier geht das Manöver reibungslos. Als ich die Crew informiere, dass das die letzte Schleuse vor dem Ziel ist, will Susanne noch einmal schleusen…nur so zum Spaß.

Noch schnell die Fähre vor der Einfahrt in den Gouden Ham passieren lassen, und schon sind wir da. Wir machen am Passantensteiger fest, wo wir die Nacht verbringen werden. Morgen ziehen wir auf unseren festen Liegeplatz um.

Die Sanitäranlagen sind sauber und großräumig, haben sogar Fußbodenheizung. Auch hier kann man lange und ohne Münzen duschen. Es gibt einen Segelmacher und eine kleine Werkstatt im Hafengebäude.
Thomas ergoogelt ein Restaurant und reserviert online. Am Abend spazieren wir hin. Das Ambiente im Foepy’s an de Maas ist ansprechend, das Konzept genial. Aus etwa 20 Vorspreisen und 20 Hauptgerichten kann man jeweils 3 auswählen – pro Runde. Und das, so oft man will. Wir schaffen gerade einmal eineinhalb Runden. Denn für den Nachtisch – auch wieder rund 20 Variationen einschließlich Eis – muss Platz bleiben.



2023-09-01 Hafentag
Heute gibt es ein Frühstück, denn die einzige Fahrt, die wir machen, ist die zum Dauerliegeplatz. Joyce, die nette Dame im Hafenbüro, weist mir J38 zu, ein Platz, der leicht zu erreichen ist und einen ausreichend langen Fingersteg haben soll.
Das mit dem Erreichen stimmt. Als wir jedoch festmachen, stelle ich fest, dass ich so weit nach vorne gefahren bin, dass der Bugspriet den Steg vollkommen blockiert. So geht das nicht. Etwas nach achtern verholen bringt nichts, denn dann können wir nicht mehr über die Plattform an Land gehen. Ich muss also rückwärts „einparken“. Das schaffe ich erst im dritten Versuch, da ein wenig Wind von der falschen Seite weht. Es ist immer die falsche Seite. So ist scheinbar das Gesetz. Hier wären Bug- und Heckstrahlruder eine große Hilfe gewesen.
Wir beginnen mit dem Kofferpacken und bereiten das Boot für die vierwöchige Abwesenheit vor. Dann spazieren wir durch den Hafen. Später verabreden wir uns mit Susanne und Thomas, die in den Ort gebummelt waren, auf der Terrasse des Hafengebäudes. Wir trinken Himbeerbier!!! Das kommt mir vor wie ein Biersekt, denn es prickelt etwas. Wir bleiben lange sitzen und schauen Hafenkino. Auf der Terrasse spielen sie Ballermannlieder in Holländisch, aber auch bekannte internationale Schlager und Oldies…auf Holländisch.
Und weil wir so schön sitzen, bestellen wir gerade das Abendessen. Keine gute Idee, denn das Essen ist nicht besonders.







2023-09-02 Heimreise
Wir packen, putzen, verstauen, warten.
Tommy de Widt, ein Techniker, der mir von Joyce empfohlen wurde, kommt an Bord. Er soll in unserer Abwesenheit nach dem Bug- und Heckstrahlruder schauen. Er macht einen kompetenten Eindruck auf mich, denn er analysiert das Problem unter Zuhilfenahme der Dokumentationen, die ich von den Geräten habe. Schauen wir mal.
Tschüss Triquetra, bis in vier Wochen.
Luca, unser Chauffeur, ist kurz nach 13:00 Uhr da. Die Heimreise ist deutlich schneller als von Barth. Wir sind schon um 18:20 Uhr zuhause. Und das, obwohl wir eine richtige Mittagspause eingelegt haben. Denn keiner von uns hatte heute eine richtige Mahlzeit bislang.
Fazit
- 19 Tage mit 15 Etappen
- 1 Flasche Cognac, 1 Flasche Gin, 3 Flasche Mangosirup, etwas Cola, etwas Rum, etwas Tonic, etwas Wein
- Gesamtstrecke 1.045,1Km/ rund 93 Fahrstunden
- um die 120 Brücken, die meisten aber ohne Warten
- 23 Schleusen
- 1.256L Diesel gebunkert
- 1 Seenot, aber ansonsten super toll.
Und unsere Triquetra ist genau dort, wo sie sein soll.
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.