Launch 2023

Es ist mal wieder so weit. Das Boot muss dorthin, wo es hingehört – ins Wasser. Am 24.04.2023 um 13:00 Uhr soll es passieren. Um sicher zu sein, dass wir auch rechtzeitig da sind, fahren wir mit dem Auto. Mit der Deutschen Bahn ist es mir doch zu unsicher. Kleiner Scherz!

Im Ernst, es gibt ein paar Gründe, mit dem Auto anzureisen. Als Erstes sind wir zu viert. Bernd, Thomas und Luca werden mich unterstützen. Und das ist gut so, denn wir müssen am Montagvormittag alles hinbekommen. Da die Werft nur am Samstagvormittag für vier Stunden öffnet und Sonntag komplett geschlossen ist, haben wir echten Zeitdruck. Okay, was nicht geht, bleibt halt liegen. Und dabei stehen einige Dinge auf der To-Do-Liste:

  • Unterboot schrubben, einschließlich Ruder, Wellen, Schiffsschrauben, Hydraulik der Badeplattform
  • Unterboot antifoulieren (neu erfundenes Wort), einschließlich Ruder, Wellen, Schiffsschrauben, Hydraulik der Badeplattform
  • Bug- und Heckstrahlruder streichen und montieren
  • Wellenanoden montieren (die anderen sind noch völlig okay)
  • Batterien für Bug- und Heckstrahlruder austauschen – gaaaanz wichtig!!
  • Boot auswintern
  • Boot zum Liegeplatz verholen. Wenn es windstill ist, ist das der schönste Teil. Wenn nicht, dann nicht.

Ein weiterer Grund ist, dass ich einiges an Material mitnehmen muss. Eine Firma vor Ort hat angeboten, die Batterien auszutauschen. Pro Stück wollten die doch tatsächlich 405€ haben. Und da war die Montage noch nicht einmal dabei. Die exakt gleichen Batterien habe ich jetzt für 200€ pro Stück gekauft. Die Montage wird ein Job für Luca sein, denn er ist der Jüngste und Beweglichste. Und zu den Batterien kommen das Antifouling und die notwendigen Farbrollen und Werkzeuge. Und wir haben einen neuen Leiterfender gekauft.

Und noch ein Grund ist natürlich die Kohle. Da wir mit dem Billigticket der Deutschen Bahn ewig unterwegs wären und ein normales Fernverkehrsticket für vier echt teurer wäre als der Sprit für das Auto, fahren wir.

Wir sind gespannt, ob alles so läuft, wie es geplant ist. Am Sonntag sammele ich um 06:00 Uhr die Mitfahrer ein, und dann geht es los.

23.04.2023 – Anfahrt

Es ist Sonntagmorgen kurz vor 06:00 Uhr. Zuerst hole ich Thomas ab, und dann fahren wir zu Bernd, wo er und Luca schon auf uns warten. Ohne große Verzögerung machen wir uns auf den langen Weg nach Barth in MV.

Ohne LKW auf der Autobahn kommen wir gut voran. Wir lösen uns regelmäßig ab, so dass es eine angenehme Tour bleibt. Bis auf ein paar Tropfen bleibt uns auch das Wetter hold. Und die Gummibärchen und Lakritzhappen von Bernd halten uns – neben der Musik – bei Laune.

Hamburg, na klar, wieder einmal Hamburg.

Kurz vor Hamburg müssen wir nach links, obwohl wir nach rechts wollen. Autobahnsperrung! Aber mein Navi – super schlau und super clever – hat schon eine Alternative, die darin besteht, uns zurückschicken zu wollen, damit wir von der anderen Seite vor der gleichen Sperrung stehen. Aber nicht mit uns! Die nächste Alternativroute führt durch einen Randbereich von Hamburg, vorbei an Schrebergärten und über Kopfsteinpflaster.

Irgendwie kommen wir dann doch noch in die richtige Richtung, aber über die Dörfer. Das war es dann mit Autobahn. MV ist dann doch etwas ländlich und Barth liegt nunmal am A.d.W. Dennoch, um 16 Uhr, also eine Stunde später, sind wir am Ziel.

Das Wetter ist klasse, die Stimmung auch, das Hotel direkt am Hafen, die Rezeption supernett. Ich werde direkt mit Namen angesprochen. Ist wohl ein Indiz für die magere Belegung an diesem Tag. Die Zimmer sind schnell bezogen. Nach wenigen Minuten sind wir wieder am Auto, denn wir wollen nach Zingst….ans Meer. Naja, eigentlich war es der besondere Wunsch von Luca. Und warum nicht? Zingst ist nah und schön.

Wir parken am Rand und spazieren durch den Ort zur Seebrücke. Es sind zwar schon Touristen da, aber seeeeehr wenige. Kurz auf die Seebrücke und dann das Hafenbier. Okay, wir sind zwar kein Boot gefahren, aber was sein muss, muss sein. So ist das Gesetz.

Ich habe für 20:00 Uhr einen Tisch im Vinetablick bei Moppi bestellt. Da wir aber schon viel früher hungrig sind – Haribo hält dann doch nicht so lange vor, und die Rohesser und Mini-Babybel sind auch schon alle – rufe ich einfach mal an, ob wir nicht früher kommen können. „Na klar, alles kein Problem, kommen sie einfach rein.“ Noch ein Indiz für die momentane touristische Belastung in Barth?

Wir sind dann schon kurz nach 19:00 Uhr bei Moppi am reservierten Tisch mit lecker Steak.

Und nach dem guten Abendessen spazieren wir durch den Hafen zum Jambolaya, wo wir den Absacker-Cocktail genießen. Wir sind die einzigen und letzten Gäste. Noch’n Indiz.

24.04.2023 – ein harter Arbeitstag

Ich habe ja eine Prioritätenliste, da ich mir nicht vorstellen kann, dass wir alles in der kurzen Zeit erledigen können. Uns stehen ganze fünf Stunden zur Verfügung. Aber der Reihe nach.

Gut geschlafen, gut gefrühstückt, geht es kurz nach acht Uhr ins Einsatzgebiet.

Meine Prioritätenliste sieht so aus:

  1. Batterien für Bug- und Heckstrahlruder austauschen – gaaaanz wichtig!!
  2. Bug- und Heckstrahlruder streichen und montieren
  3. Wellenanoden montieren (die anderen sind noch völlig okay)
  4. Ruder, Wellen, Schiffsschrauben, Hydraulik der Badeplattform polieren und antifoulieren
  5. Unterboot antifoulieren (Ich glaube nicht, dass wir noch dazu kommen.)

Und zu guter letzt muss das Boot natürlich zum Liegeplatz verholt werden. Die Windprognose sieht leider nicht so toll aus.

Als wir dann aber mit der Arbeit beginnen, läuft es wie geschmiert. Jeder weiß, was sein Job ist und hängt sich richtig rein. Luca und ich beginnen mit den Batterien. Da Luca alles im Griff hat und richtig schnell fertig wird, widme ich mich dem Bugstrahlruder. Ausbauen, reinigen, einsprühen, fetten, einbauen mit Opferanode. Bernd hilft mir und übernimmt das Heckstrahlruder. Thomas und Bernd widmen sich den Propellern, den Ruderblättern, den Wellen, der Hydraulik. Ich besorge einen Winkelschleifer, da ausgerechnet die letzte Schraube der Wellenanode sich querstellt. Bernd und Luca montieren die Anoden. Ich streiche den oberen Teil der Steuerbordseite mit Antifouling. Als ich zur Backbordseite wechsele, sehe ich, dass Bernd dort schon die Hälfte gestrichen hat. Luca und Thomas antifoulieren im Akkord die Wellen, Ruder, Hydraulik und auch das Unterschiff. Mit Spray behandele ich die Ecken und Ritze, wo die Farbrolle nicht reinkommt, mit Antifouling. Und hier die Bilder dazu:

Zum Abschluss noch ein paar Polierarbeiten am Gelcoat. Unglaublich, wir haben alles erledigt, was wir uns vorgenommen haben. Und das sogar um eine Stunde schneller, als gedacht.

So bleibt Zeit, bis zum Kranen duschen zu gehen. Vorher wird aber noch der Stegfender montiert – ein ausdrücklicher Wunsch vom Admiral…naja, eigentlich Fendergirl.

Und dann ist es so weit. Unsere Triquetra geht wieder ins Wasser. Also mit dem Travellift raus aus der Halle und ans Wasser. Und dann ins Wasser – immer schön in Zeitlupe.

Nach dem Kranen checke ich, dass alles dicht ist, dann geht es zum Liegeplatz. Thomas und Luca sind mit an Bord. Bernd erwartet uns am Steg und nimmt die Leinen entgegen. Leichter Seitenwind – ausgerechnet volle Breitseite. Aber dank der neuen Batterien und der neuen Propeller laufen Heck- und Bugstrahlruder einwandfrei. Und beim zweiten Versuch sind wir drin.

Und dann sind wir fertig. Die Triquetra liegt an ihrem Platz. Yippieh!!!!!

Noch einmal Hände waschen und dann nichts wie nach Hause. Die Rückfahrt ist überraschenderweise absolut problemlos. Und wir kennen jetzt sogar zwei Tankstellen, wo man um 50Cent pro Liter billiger tanken kann als auf der Autobahn. 50Cent! Und eine davon hat sogar eine super leckere Bockwurst.

Bernd organisiert von unterwegs mit Letitia das Abendessen. Uns erwartet ein reichlich gedeckter Tisch mit vielen Leckereien. Leti hat sich selbst übertroffen. Irgendwann gegen drei Uhr liege ich in meinem Bett.

Ich kann überhaupt nicht ausdrücken, wie dankbar ich Bernd, Thomas und Luca für ihre Unterstützung bin.

Das Team