2017-08-17 – Take me home – Von Finnland über die Alands, Schweden und Dänemark nach Deutschland

08.05.2017 – Die Triquetra ist fertig

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich habe heute die erlösende Email aus Finnland bekommen.

„Hello Werner
The propeller arrived and is installed already. The boat will go in water in good time before your arrival.
Br,
Satavan Venepalvelu Oy – Nautical
Timo Yli-Heikkilä“

Hier liegt im Moment unser Boot, bei Satavan Venepalvelu Oy, einer Servicefirma mit kleinem Hafen westlich von Turku.

 

 

Mit der Installation des reparierten Propellers ist die letzte Hürde für die Überführung unseres Babys genommen. Die Flüge nach Helsinki und Turku sind gebucht. Der Liegeplatz in Burgstaaken ist gesichert. Die Zugtickets von Fehmarn ins Saarland sind gekauft. Da fällt mir gerade ein, dass ich noch die Fahrt vom Flughafen in Turku zum Boot organisieren muss. Leider sind unsere finnischen Freunde aus Turku in Sommerferien in Estland.

Fehlt noch etwas?

Die noch fehlenden Seekarten in neuester Ausgabe sind da. Die elektronischen Charts im PC sind aktualisiert. Die Tickets sind gedruckt, die Ausweise liegen parat. Die vielen Kleinigkeiten an Ausrüstung, die ich noch besorgt habe, passen hoffentlich in die Koffer.

Aniko beginnt schon, die Klamotten für die Reise zurecht zu legen.

Noch zwei Arbeitstage – heute nicht mitgezählt – dann geht es los. Mit dem Auto nach Frankfurt, mit dem Flieger nach Helsinki und dann der Anschlussflug nach Turku. Wir haben uns für ein Taxi zum Hafen entschieden, denn es ist halb so teuer wie ein Mietfahrzeug und entbindet uns von der Rückgabe des Fahrzeugs. Zum Proviantfassen fahren wir dann mit dem Boot in die Stadt.

Quelle: www.windfinder.com

Täglich checke ich die Wetterentwicklung und versuche, mit kleinen Bittgebeten den Wettergott freundlich zu stimmen. Bis jetzt sieht es gar nicht so schlecht aus.

Wird schon gut gehen.

 

Es ist so weit!

Wir holen unsere Triquetra nach Hause. Vom 19.08. bis 02.09.2017 machen wir etwa 600nm von Satava Venesatama in Finnland nach Burgstaaken auf der Insel Fehmarn.

Wir besuchen Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland. Geplant sind 10 Etappen mit Stationen in Marinas, Naturhäfen und Ankerbuchten.

Die Crew

Der Take-me-home-Törn wird von drei Leuten gemacht.

Skipper Werner, Anchorgirl Aniko

 

 

 

 

und First Mate Markus.

Der Typ rechts auf dem Bild ist nicht dabei. Den haben wir in Island am Straßenrand getroffen.

 

 

17.08.2017 – Das geht ja gut los…

Um 08:00 Uhr sind wir gestartet. Mit dem Auto nach Frankfurt, mehrere Staumeldungen, aber gut durchgekommen.

Das geht ja gut los.

Ausreichend Zeit für das Boarding, ein angenehmer Flug nach Helsinki. Dort nur wenige Meter bis zum Anschlussflug, der dann jedoch mit 30 Minuten Verspätung abhebt.

Naja, das geht ja gut los.

In Turku stehe ich als letzter völlig verloren am Band. Wo ist mein Koffer? Das Band bleibt stehen, kein Mensch mehr da. Auch kein Koffer. Ich erwische noch einen Techniker, der dann zwei Damen vom Airport erwischt, bevor hier die Lichter ausgehen. Die sind nett und finden heraus, dass mein Koffer noch in Frankfurt ist.

Im Ernst? Das geht ja wirklich gut los.

Naja, die Damen sind sogar so nett, dass sie mir eine Tablet-Hülle schenken. Darinnen finde ich einen Einwegrasierer mit Rasiergel und Aftershave, eine Zahnbürste und -pasta, eine Haarbürste, sogar ein weißes T-Shirt und Socken.

Mit einer weiteren Stunde Verspätung nehmen wir ein Taxi in die Marina (60€).

Von dem Plan, direkt nach Turku reinzufahren, um dort Proviant zu fassen und ein Abendessen zu nehmen, haben wir uns wegen der Verspätungen verabschieden müssen.

Okay, der nächste Supermarkt ist 8Km entfernt. Ich rufe ein Taxi…..dass nach einer Stunde immer noch nicht da und auch nicht mehr zu erreichen ist. Also noch einmal ein Taxi anrufen. Das ist nach 10 Minuten da und bringt uns für 24€ zum Supermarkt. Uns bleiben jetzt genau 12 Minuten für den Einkauf, denn die schließen um 22:00 Uhr.

Jetzt mal im Ernst, das geht ja gut los.

Geschafft, wir haben unsere Verpflegung für den Anfang. Und nett sind die Finnen auch! Sie haben uns ein Taxi gerufen, das nach 3 Minuten da war.

Taxi Nummer 3 bringt uns für 20€ zurück ans Boot.

Jetzt gibt es das erste richtige Essen. Wahnsinn, wie lecker auf einmal frischer Toast mit Käse und Köttbullar schmecken kann. Und wenigstens hat sich Finnair gemeldet, dass mein Koffer auch schon da ist. Morgen früh wird er mir in den Hafen gebracht.

Was für ein Tag, das ging ja gut los.

18.08.2017 – Die Sache mit dem Koffer

Um 07:34 Uhr wird mein Koffer geliefert. Mann, bin ich froh.

Umso größer ist dann die Überraschung, als ich ihn öffne. Da liegt ein Brief von unserer lieben Bundespolizei drin, der den Umstand erklärt, warum der Koffer seinen Flieger „verpasste“. Der Koffer war nämlich „aus Sicherheitsgründen“ verhaftet und geöffnet worden, weil der Verdacht „sprendstoffverdächtiger oder gefährlicher Gegenstände“ bestand. Die lieben Sicherheitskräfte haben zwei kleine Farbsprühdosen (einmal schwarz und einmal weiß) beschlagnahmt und vernichtet. Okay, kann ich verstehen. Aber warum ließen sie die Deo-Sprüdosen in Ruhe? Und wie sollen wir uns jetzt auf den Felsen von Airisto Spa verewigen?

Wir legen spät ab, es ist schon 11:00 Uhr. Deshalb fahren wir nur bis Airisto Spa. Hier ist es einfach schön.

Außerdem sind jetzt die beiden Dieseltanks und der Frischwassertank voll und der Abwassertank leer und das Konto 1000€ leichter.

Die Hafenmanöver laufen super. Jeder weiß, was er zu tun hat, kein Gezeder, KEIN HAFENKINO. Jetzt haben wir uns einen Hafendrink verdient.

Heute Abend geht es in die Sauna, ob vor oder nach den Spaghetti Bolognese, müssen wir noch entscheiden. Die Spaghetti sind einfach klasse. Und es gibt den ersten Gin-Tonic.

19.08.2017 – Hafentag in Airisto Spa

Es ist Starkwind bis 7 Bft in Böen bis 8 Bft und Regen vorausgesagt. Wir beschließen, einen Hafentag in Airisto einzulegen, zumal die Voraussagen für übermorgen besser sind.

 

Um 12:00 Uhr merken wir, wie richtig diese Entscheidung war. Es geht einiges ab.

Der Abend ist dann aber wieder schön. Der Wind lässt nach, nur noch 5 Bft, der Regen hört auf.

 

 

Aniko und Markus erkunden die Gegend. Beide schwärmen von den finnischen Häuschen und der Natur, die wie in einem nordischen Märchen aussieht.

Wir haben einen schönen Sonnenuntergang.

Den Tag haben wir genutzt, um einige Dinge am Boot zu machen. Wir haben doch tatsächlich einen der beiden Bordcomputer zum Laufen gebracht. Systemsprache ist RUSSISCH 🙁

Und am Fernsehen bringen wir nur das Mediencenter und die Playstation von Markus zum Laufen. Die Installationen sehen stellenweise abenteuerlich aus. Ich werde alles, und damit meine ich alles, ausbauen und durch Hardware von heute ersetzen.

Ach ja, gechilled haben wir auch.

 

 

 

20.08.2017 – Das Bermudadreieck

Kögar ist unser Ziel. Kögar, eine der letzten Schären vor dem Sprung nach Schweden. Wir stehen früh auf, frühstücken und legen um 09:00 Uhr mit einem guten Manöver – trotz immer noch herrschendem Wind – ab.

09:10 Uhr: „Das Beiboot ist weg!“

Mit diesem Schrei schreckt uns Markus auf. Wir hatten es erst gestern neu vertäut. Scheinbar nicht gut genug!

Ich drehe das Boot und fahre zurück. Markus kann das Beiboot in 400m Entfernung ausmachen. In dem Moment, wo er es mit dem Bootshaken packt, weht der Wind die lose Persenning unter das Boot. Die Strömung tut ihr übriges und treibt es zur Schiffsschraube.

Jetzt haben wir ein Problem.

Das Boot ist mit nur einer Schraube kaum manövrierbar. Wir checken die Lage, zumindest versuchen wir es. Ich bereite mich schon auf einen Tauchgang vor, als wir bemerken, dass uns Wind und Strömung immer näher an eine Insel mit vorgelagerten Felsen treiben. Mit kurzen Schüben der Backbordmaschine schaffe ich wieder Abstand. Es bleibt nichts übrig, als eine Notmeldung abzusetzen. Gottseidank ankert in Sichtweite ein Schiff der finnischen Coastguard. Sie bieten sofort Hilfe an. Mein Vorschlag, zu ihnen zu fahren, wird angenommen. Und ich schaffe es tatsächlich mit nur einer Maschine. Das Beidrehen und Festmachen an Steuerbord ist schon etwas kritisch bei dem Wind und den Wellen. Die Kerls und das Mädel der Coastguard sind klasse. Sie helfen, wo es nur geht. Einer steckt sogar schon im Trockentauchanzug.

Selbst diesem Profi macht die Strömung zu schaffen. Er meint lässig, dass ich das nie gepackt hätte. Nach dem Austausch von Nettigkeiten und Gastgeschenken verabschieden wir uns von einer großartigen Truppe. Aniko meint nur:

„Nichts wie raus aus dem Bermudadreieck.“

In der Tat, keine Seemeile vor hier hat uns vor zwei Monaten ein Stück Treibgut den Propeller beschädigt. Und das Bermuda-Dreieck-See-Gespenst war an Bord.

 

 

 

 

Es ist 10:00 Uhr. Als wir in freies Fahrwasser kommen, merken wir die angesagten 6Bft. Wellen von 1,50m, die genau von vorn kommen, schütteln das Boot, das Geschirr, die Bücher und uns ganz schön durch. Wiederholt geht die Gischt über das Boot, und das bei 4,30m Höhe. Erst als wir uns der Insel Kögar nähern, wird es ruhiger.

In Sandvig Gästhamn legen wir um 17:10 Uhr gegen kräftigen Wind an. Am Abend sind es gerade mal zwei Segler und wir in dieser Idylle.

Das kleine Lädchen hat ein überschaubares Sortiment, genauso wie das kleine Café. Doch die bestellten Pommes für unser Abendessen werden bis ans Boot gebracht.

 

Die Wettervoraussage für morgen ist gut für den Sprung nach Schweden.

21.08.2017 – Der Sprung oder von Kögar Gästhamn nach Furusund Gästhamn

Es ist der 21.08.2017 und unser vierter Törntag (Der Blog erscheint etwas später, weil wir nicht immer und überall online sind). Die Wetterprognose ist günstig, so dass wir den Sprung von Finnland nach Schweden wagen wollen.

 

Um 09:45 Uhr geht es mit etwas Wellengang los, die maximale SOG ist 9kn. Als wir die Außenschären der Åland Inseln erreichen, wird es etwas fummelig mit den winzigen Inseln und Felsen über und unter Wasser. Während ich ständig am Plotter hänge, studiert Markus die Seekarten.

Wir sind dieses Revier einfach nicht gewohnt. Also beschließen wir, die nächste Schifffahrtsroute zu finden und ihr zu folgen. Gute Idee! Es fährt sich gleich viel entspannter.

Je weiter wir nach Westen kommen, desto ruhiger wird die See. SOG ist jetzt 15kn. Kostet Sprit, spart uns aber richtig Zeit. Um 13:30 Uhr passieren wir Lägskär, ich lege 260° an, schalte den Autopilot ein und schaue nur noch aus dem Fenster, Aniko liest ihren Roman und Markus macht ein Nickerchen.

Um 15:00 Uhr machen wir in Furusund Gästhamn fest. Deutlich früher als gedacht, denn

  • Alles lief gut
  • Wir haben uns nicht verfahren
  • Wir konnten mit 15kn fahren
  • Wir bekommen eine Stunde der MESZ zurück

Wir sind hier ziemlich allein. Außer uns sind nur noch drei Segler. Von einer netten Schwedin erfährt Aniko, dass seit einer Woche Saisonende ist. Na und? Die Toilette ist offen, die Schwedin verrät uns den Code für die Duschen, und Strom haben wir auch. Nur bezahlen müssen wir nichts. Am Abend kaufen wir in einer Tankstelle mit kleinem Lebensmittelladen ein. Heute gibt es Hamburger und als Absacker einen traditionellen Gin-Tonic.

22.08.2017 – Geburtstag und von Furusund nach Nynäshamn

Um 09:15 Uhr legen wir ab. Vor uns liegen 63 Seemeilen bis nach Nynäshamn. Diesen Hafen haben wir uns ausgesucht, weil es dort einen Supermarkt gibt, vor allem aber, weil es einige Restaurants gibt. Denn ich  möchte heute feiern.

Erst geht es durch den engen Sund zwischen Blidö und Yxlan. Es ist eine schöne Tour. Die vielen tollen schwedischen Häuser lassen einen richtig träumen.

Unterwegs begegnen wir interessanten Schiffen.

 

 

 

Es ist eine entspannte Tour. In Nynäshamn machen wir um 16:15 Uhr mit einem guten Manöver neben einem Segler mit deutscher Flagge fest. Er ist aus Bayern und sie ist aus…..SAARBRÜCKEN. Zur Feier des Tages laden wir sie auf ein Glas Champagner aufs Boot ein. Wir haben eine nette Zeit.

Die beiden bedanken sich auf eine besondere Art: Sie leihen uns ihre Bugleiter aus, ohne die wir Probleme hätten, an Land zu kommen. Unser Boot ist entweder zu hoch oder der Steg zu niedrig.

Zuerst fassen wir im nahen Supermarkt Proviant. Hier bekommen wir alles, was wir brauchen oder einfach haben wollen. Das Abendessen im Hafenrestaurant Kroken ist dem Anlass angemessen. Aniko und Markus haben ein Steak, ich genieße einen Fisch.

23.08.2017 – Slalom in den Schären und „Moby Pig“

Ziel der heutigen Etappe ist Arkösund.

Um 09:45 Uhr laufen wir aus mit einem der besten Manöver bisher: keine Hektik, keine Worte, nur ein paar Handzeichen und das war’s. So soll es ein. Die Maschinen zeigen 521/515 Motorstunden. Als wir um die Spitze von Öja-Landsort fahren, geht es für ein paar Stunden wieder in offenes Wasser. Bis auf lange Wellen aus backbord achterlich querab (also hinten links), die das Boot ganz schön kränken lassen, ist die Fahrt gut.

Als wir in den Schärengürtel einfahren, heißt es wieder Karten studieren und Plotter im Auge behalten. Nur ja schön im Fahrwasser bleiben.
Weil wir gut in der Zeit liegen, beschließe ich, die Etappe bis Fyrudden zu erweitern. Hier wollen wir auch tanken.

Die Fahrt ist wundervoll. So stellt man sich die Schären vor: Inseln und Inselchen, die meisten vollständig bewaldet, hier und da ein Häuschen. Wir sehen Kormorane und Kajaker. Das ist eine Spezies ohne Beine, dafür Armverlängerungen zum Paddeln und einem langgestreckten schwimmfähigen Hintern.
Dann kommt Fyrudden in Sicht, und wir reihen uns hinter einem Segler mit deutscher Fahne ein.

Mit gutem Anlegemanöver machen wir um 14:20 Uhr an der Tankstelle fest. Der Automat akzeptiert nicht meine Karten, der Hafenmeister ist erst wieder morgen früh ab 08:00 Uhr da.

Der Wirt des Hafenrestaurants ruft den Tankstellenbetreiber. Der hat keine Erklärung, warum die Karten nicht gehen. Außerdem meint er, es gäbe ein Limit von 700 Kronen (etwa 70Euro). Ich benötige vermutlich das 20fache. Naja, muss ich eben morgen früh um die Ecke nach Gryt Varv, wo es Diesel geben soll.

Dann befreien wir unser Boot von einer deutlichen Salzkruste. Ich vermute mal, es ist noch das Salz aus Finnland und von den Ålands.

Die Duschen sind einfach, aber okay. Es gibt sogar Waschmaschinen und Trockner.

Wir grillen uns ein paar leckere Ribeye Steaks und genießen Anikos Salat.

Und dann war noch die Sache mit „Moby Pig“ dem Schweinswal, der keiner war. Ein paar Mal können wir die Erscheinung beobachten. Zunächst sind wir sicher, dass es ein kleiner Wal ist, weil er typisch mit rundem Buckel abtaucht. Erst in der Teleaufnahme glauben wir, eine Robbe zu erkennen.

24.08.2017 – Oskarshamn steht auf der Tagesordnung.

Abfahrt ist um 09:20 Uhr. WOW! 25 Minuten früher als sonst 😉

Naja, wir brauchen auch die Zeit, denn wir müssen nach Gryt Varv zum Tanken. Traumhaftes Anlegen…an der falschen Säule, dann traumhaftes Umparken…Schlauch zu kurz, neu ausrichten, dann endlich klappt es. Auch hier haben wir Probleme mit dem Automaten. Immerhin akzeptiert er meine Karte…ganze drei Mal, dann ist Schluss. Und dann auch nur für jeweils 70 Liter Diesel. Haben die hier nur Spielzeugboote?

Ein netter Werftarbeiter regelt es mit der Prokuristin, dass ich auf deren Firmenkarte tanken kann und in bar bezahle. Immerhin kommen wir so auf 500 Liter.

Um 14:50 Uhr legen wir erst ab in Richtung in Richtung Oskarshamn. Das wird ein langer Tag. In den Schären ist es wirklich wundervoll. Inzwischen haben wir uns an die Betonnung der Wege gewöhnt. Und wenn man immer schön in der Mitte bleibt, fährt es sich auch ganz entspannt.

Entspannt? Ja, bis zur Insel Soen. Dann geht es wieder etwas weiter raus, weil es unter Land nur so von Felsen wimmelt. Wenn wir unter Land 2 Windstärken hatten, dann sind es hier 4 bis 5 mit Wind aus Süden, der uns die Wellen direkt vor den Bug treibt. Das geht ja noch, aber als wir auf Höhe der Insel Furön auf Kurs 250° zurück in Richtung Land steuern, kommen die Wellen von Backbord und lassen das Schiff rollen. ICH HASSE DAS! Erst kurz vor den Häfen von Oskarshamn wird es ruhiger.

Wir entscheiden uns für  den Gästehafen Brädholmen, wo wir um 19:10 Uhr in einem total ruhigen Hafen mustergültig anlegen und uns sofort den wichtigsten Dingen widmen: Markus geht online, Aniko schmeißt die Waschmaschine an, und ich schreibe diesen Blog. Diesen Blog bezahle ich mit Blut. Weil das WLAN so grottenschlecht ist, sitze ich draußen auf dem Steg, wo sich die Moskitos bei mir sattessen.

Ach ja, am Abend ist dann noch ein Schiffchen reingekommen…in den Hafen, von dem Aniko meinte, es wäre schon etwas eng,

25.08.2017 – Wellenbrecher und gale warning – Kalmar

Es geht eigentlich ganz gut los. Wir schippern zwischen den Schären und Insel in relativ ruhigem Wasser. Als wir aber hinter der Insel Vällö in den Sund einbiegen, kommt der Wind. Und mit ihm die Wellen. Sie sind zwar nicht, wie befürchtet von Steuerbord, schlagen aber immer wieder Gischt übers Boot. Rieche ich da Angstschweiß? Aniko ist ganz still.

Erst als wir die Insel  Revsudden erreichen, wird es ein wenig ruhiger. Die Insel gibt etwas Windschatten. Kurz vor der Ölandbrücke geht es aber wieder los. Als wir an Kalmar vorbei sind, beunruhigt mich dann eine dunkle Front, die von Südwesten aufzieht. Irgendwie sind auch außer einem Speedboot mit vier Verrückten keine Boote mehr im Wasser. Da waren doch vorhin noch ein paar Segel zu sehen.

Ich checke erneut die Windvorhersage. Aus dem Abflauen auf 2Bft wird ein Aufbrausen auf wieder 6 Windstärken. Und es scheint Regen gratis zu geben. Nee, das müssen wir nicht haben. Ich mache kehrt und fahre eine Meile zurück nach Kalmar. Das Segelboot, das uns ein paar Stunden vom Norden kommend begleitete, sehen wir im Hafen wieder. Es ist die Lazy Jack aus Frankreich, ein schöner Aluminiumsegler. Die haben wohl auch den Wetterbericht gesehen.

Es scheint keinen Platz mehr zu geben. Wir legen seitwärts vor einer 3m Box an, in die unser 4,30m breites Boot nicht passt. Not macht erfinderich.

 

Während des Anlegemanövers kommt die Meldung der Seefunkstation:

„Securité, Securité, Securité –
all stations, all stations, all stations –
gale warning!“

Mann, bin ich froh, in Kalmar zu sein.

Der Hafenmeister sagt mir, dass wir hier gut liegen. Netter Kerl!

Ganz so gut liegen wir dann doch nicht, denn in dieser Ecke ist das WLAN kaum spürbar. Hätte nie gedacht, dass ich mal so abhängig werde. Der Hafen ist klasse, zwar etwas verbaut, aber groß für schwedische Verhältnisse, gut ausgestattet mit exzellentem Servicebereich. Die Duschen mit Sauna sind brandneu. Es gibt sogar eine Küche für die Hafengäste zur freien Benutzung. Hier kann mancher deutsche Hafen, wo man für Dusche, Wasser, Abwasser, Sauna, Waschmaschine und Trockner extra bezahlen muss, eine Scheibe abschneiden.

Weil sich die besuchte Pizzeria als Heimpizzaservice herausstellt, nehmen wir unsere Pizzen mit aufs Boot. Schweden ist eindeutig kein Pizzaland. Der Abend ist wie üblich: Aniko schläft, Markus ist an der Playstation und ich blogge 😉

26.08.2017 – Ein neuer Tag, ein neues… was auch immer.

Die Ersten brechen schon auf. Wir machen jetzt erst einmal Frühstück.

Wenn das Wetter hält, was die Vorhersage verspricht, wird es heute schön. Unser Ziel heißt Hallarna Gästhamn auf der Insel Hasslö.

Hasslö? Wer will da schon hin?

Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint, es herrscht kaum Wind, die See ist ruhig. Wir sind es auch.

Maschinen an! Sie zeigen 543/ 537 Motorstunden. Wir legen um 09:20 Uhr ab, verlassen Kalmar und biegen steuerbord in den Kalmarsund ein. Es war eindeutig richtig, gestern die Etappe wegen des Wetters zu unterbrechen. Ich genieße auf der Flybridge die Fahrt mit schwedischem Pop. Aniko und Markus erfinden Rommé neu.

Zwischendurch schafft es Markus, mein Laptop mit dem gestern in Kalmar  gekauften HDMI/DVI-Adapter an einem der Bordmonitore zum Laufen zu bringen. Eine Supersache, denn diese Monitore sind tageslichtgeeignet und wesentlich besser lesbar als das spiegelnde Display des Laptops.

Und er fixiert wieder den Buganker, der sich vermutlich während eines der letzten Wellenrodeos gelöst hatte. Guter Mann!

Wie von meiner Windapp (komisches Wort) angekündigt, verdrückt sich gegen 12:00 Uhr die Sonne, der Wind wird stärker bis etwa 3Bft. Kinderkram, da kennen wir Härteres 🙂

Als wir bei Hasslö zwischen die Inseln fahren, lässt der Wind auch schon wieder nach, und es klart auf. Wir schlängeln uns zwischen den Untiefen und Felsen bis nach Halarna Gästhamn, einen kleinen, sehr kleinen Hafen. Mit unserem Boot fallen wir richtig auf. Jetzt nur kein Hafenkino bieten. Ohne Bug- und Heckstrahlruder und ohne viele Worte legen wir eine klasse Landung hin. Es ist 17:00 Uhr. Dann der Schreck:

Hier gibt es gar keinen Diesel.

Zwei nette Schwedinnen erklären mir, dass es auf der ganzen Insel keines gibt. Sie empfehlen Karlskrona. Ich suche den Yachthafen in meinem Marinaführer und sehe, dass es dort alles gibt. Dennoch rufe ich an und erfahre, dass es doch KEINEN Diesel gibt. Also rufe ich im Karlskrona Gästhamn an, zumindest versuche ich es. Doch beide Telefonnummern sind falsch. Und für diesen Hafenguide habe ich Geld ausgegeben? Uns bleibt keine Wahl, und wir fahren auf Glück los.

Da Hasslö durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist, müssen wir 30 Minuten warten, denn die Drehbrücke wird zwar auf Anfrage, dann aber nur zur vollen Stunde geöffnet.   Eine halbe Stunde treiben lassen kann ganz schön lang sein. Grünes Licht! Es geht weiter.

Kurz vor dem Hafen bemerke ich, dass es der falsche ist. Kurzes Zurück, und wir sind wieder auf richtigem Kurs.

Um 19:10 Uhr legen wir im großen Gästehafen von Karlskrona an. Hier ist wirklich viel Platz. Wir suchen uns eine ruhige Box aus. Als wir liegen, entscheide ich, doch wieder abzulegen und rückwärts in die Box zu fahren. Die Schwengelstege sind wirklich tief, nur etwa 50cm über dem Wasser. Dafür ist der seitliche Ausstieg unseres Boots viel zu hoch. Über die Badeplattform kommt man entspannter von und an Bord. Und wieder einmal ist das WLAN zu weit weg. Da lobe ich mir Finnland, wo im kleinster Kaff WLAN zur Verfügung steht.

27.08.2017 – Blitz und Donner auf See und Chorizo auf Bullerbü

Der Morgen ist sehr ruhig. Es ist Sonntag und der Wind hat wohl Wochenende, zumindest in Karlskrona. Um 10:10 legen wir ab und fahren um die Ecke, wo wir Diesel tanken wollen. Am günstig gelegenen Tanksteg machen wir fest, um gleich festzustellen, dass die hier nur „normale“ Schläuche haben, eben wie an einer normalen Tankstelle. Wissen die nicht, dass es auch größere Boote gibt, die von beiden Seiten betankt werden müssen und nicht jeder bis ans Ende des Steges fahren kann? Wir ziehen unser Boot von Hand, soweit es der Tiefgang zulässt.

Tankautomat!

Der Schrecken aller Nichtschweden. Ich starte den Vorgang – super – alles klappt auf Anhieb. Nach 60 Liter schaltet der Idiot ab. Nochmal, nochmal, nochmal, nochmal und nochmal die gesamte Prozedur. Und dann…nach der sechsten Prozedur schaltet der Automat mit der Bemerkung „Alle Säulen belegt.“ vollständig ab. Heeeh,??? Wir sind alleine und der Tankrüssel steckt an seinem Platz. Gerne hätte ich noch 500 Liter Diesel getankt. Schweden will das nicht. Aniko meint, wir haben die Tankstelle leergetankt. Soll ich jetzt auf ein Segelboot umsteigen? Um 10:45 Uhr geht es weiter.

Da wir die Drehbrücke bei Hasslö nicht bis 11:00 Uhr schaffen und keine Stunde warten wollen, fahren wir „außen rum“. Dann lege ich Kurs 230° an, schalte den Autopiloten an und mache es mir gemütlich.

Aniko bringt selbstgemachte Hanuta. 🙂

Und Markus hat eine geniale Idee mit dem Luftsack.

Es ist 12:30 Uhr. Auf Backbord scheint die Sonne, auf der Steuerbordseite steht ein Gewitter.

Es ist 13:30 Uhr. Blitz und Donner und Regen. Alles halb so wild, weil der Wind nicht so stark ist. Und einen Vorteil hat das Ganze. Das Boot wird mal richtig vom Salz befreit.

Nogersund in Sicht. Der Wind ist weg, der Regen auch. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir in den Fischereihafen ein. Wir finden auch einen geeigneten Liegeplatz und machen problemlos fest.

Es ist idyllisch hier, ein typisch schwedischer Fischerhafen. Leider funktionieren die Stromsäulen nur mit einer Talley-Karte, die wir natürlich nicht haben und auch nicht bekommen, weil ja Sonntag ist.

Wir machen die Leinen wieder los und fahren auf die 3 Seemeilen entfernte Insel Hanö.

Eine gute Entscheidung. Hier ist Bullerbü! Rote Häuschen, grünes Gras, blauer Himmel mit weißen Wölkchen. Und wir haben Strom und eine Grillstation direkt vor der Haustür

…und INTERNET!!!

Heute Abend gibt es Quarkkartoffel, Salat und gegrillte Chorizo, dazu Dosenbier und Sonnenuntergang. Den Abschluss bildet ein Gin Tonic.

Ich glaube, ich habe Schilder mit „Zu verkaufen“ an ein paar Häuschen gesehen. Mal sehen…

 

 

 

 

Ach ja, ich möchte mich noch bei unseren Freunden Jan und Michaela aus Bratislava entschuldigen.

Lieber Jan, liebe Michka, leider konnte ich trotz aller Vorsicht nicht verhindern, dass die Fender jetzt so aussehen. Wollt ihr nicht noch einmal an Bord kommen?

Dear Jan, dear Michka, I did my utmost to avoid the fenders looking like this. Won’t you come back aboard again?

 

28.08.2017 – Wenn wir das gewusst hätten…

Wir legen um 09:30 Uhr als letzte in Hanö ab. Naja, wir sind nicht die allerletzten, denn ein einsamer Öko (sah zumindest so aus), der am späten Abend mit seinem alternativen Holzsegelboot reinkam, liegt noch in den Federn. Respekt für diese Einhandsegler!

Bei Bilderbuchwetter verlassen wir diesen Bilderbuchhafen. Hier kommen wir bestimmt wieder vorbei. Die Überfahrt ist ohne Besonderheiten. Markus zieht Aniko beim Rommé ab. Ich lassen den Autopiloten für mich arbeiten…

und füttere die einsame Möwe Jonathan, die uns zeitweilig begleitet.

Aber dann – es ist genau 12:30 Uhr – Wal, Wal, Wal! Seit Tagen halten wir vergeblich Ausschau nach einem Schweinswal, die es hier ja gibt. Wir hielten sogar eine Robbe für einen Wal. Aber jetzt… Aniko sieht ihn auch, zuerst mit dem Fernglas, dann sogar mit bloßem Auge. Wir rufen Markus auf die Flybridge. Und, und, und… es ist ein kaputtes Schlauchboot, das jemand verloren oder entsorgt hat. Für alle Fälle – es könnte ja ein Schiffbrüchiger sein – drehe ich bei und werfe einen genaueren Blick. Ist eben nur ein kaputtes Schlauchboot.

Die Hanuta (hausgemachte Nutellatafeln) werden immer besser.

 

 

14:30 Uhr: Die Insel Bornholm  liegt backbord querab – oder halt links 🙂

Um 17:00 Uhr legen wir mit professionellem Rückwärtsmanöver in Ystad an. Wir schauen uns gegenseitig an, doch keiner von uns war es. Dieser Hafen stinkt einfach. Ich denke, es ist der Faulschlamm von verrottenden Seegras auf dem Grund. Wirklich schlimm! Gotterbärmlich schlimm.

Unser Abendsport führt uns zum Einkaufen in den Lidl. Ja, so etwas gibt es hier.  Ich frage im Hafenbüro nach Diesel. Yippieh, es gibt welchen – kein Automat – kein Limit – aber 1,60€ pro Liter. Das macht bei 500 Liter gut 150€ mehr, als in Karlskrona. Und dazu stinkt der Hafen. Habe ich das schon erwähnt? Gotterbärmlich. Hier kommen wir bestimmt nicht wieder hin, nicht freiwillig.

 

Schlussbemerkung: Aniko zeigt diesmal Markus, was eine Rommé-Harke ist.

29.08.2017 – Es geht nach Klintholm

Ein schöner Morgen im Ystad „Stink“ Gästhamn. Wie nehmen noch 201 Liter von dem teuren Diesel, und dann geht es los. Es ist 09:30 Uhr.

3 Windstärken, 0,6m Wellen von links vorne bei blauem Himmel.

Inzwischen passieren wir Smygehamn, den Stinkhafen vom letzten Jahr. Es ist 11:30 Uhr, und die Wellen haben mindestens 1m. Ich halte Kurs entlang der schwedischen Südküste bis Trelleborg.

Um 12:20 heißt es Kurswechsel auf 220° bei 4 Windstärken und immer noch 1m hohen Wellen. Aniko mag diese Schaukelei nicht.

Ich sitze auf der „Rückbank“, lasse den Autopiloten für mich arbeiten und genieße es. Jetzt fehlt nur noch ein Spaghetti-Eis.

 

An dieser Stelle möchte ich einmal die Wetterseite windfinder.de und die dazugehörende App Windy erwähnen. Während der gesamten Tour waren die Windvorhersagen zuverlässig. Ist das jetzt schon Schleichwerbung?

Unterwegs passieren uns die großen Fähren der Routen Lübeck und Wismar nach Trelleborg.

Um 15:50 Uhr umfahren wir Møns Klint, um eine Stunde später in den Hafen von Klintholm einzulaufen.

Dieser Hafen ist wirklich sehens-, empfehlens- und erlebenswert. Er ist geräumig, hat eine gute Infrastruktur.

Hinter uns legt eine 1Million-Segelyacht an, und neben uns liegt die Nummer 36 der Weltmeister der Regattasegler. Hafensmalltalk.

 

Der schöne Sandstrand mit weißem Pudersand leidet aber auch unter dem Seegras-Problem.

 

 

 

 

Am Abend sorgt ein Dreimastschoner für Aufmerksamkeit im Hafen. Im Dunkeln legt er im Fischereihafen ein Paradeanlegemanöver mit Pirouette hin.

Dann wird es ruhig im Hafen.

 

 

 

 

 

 

30.08.2017 – Der letzte Schlag

Aufstehen! Nee, jetzt noch nicht. Schaut euch diesen Morgen an.

 

 

Abfahrt ist um 09:45 Uhr. Nach Verlassen des Hafens von Klintholm nehmen wir Kurs 214°.

Mein Freund AP (Autopilot) übernimmt wieder einmal die Arbeit. Die Motoren zeigen 573/ 567 Betriebsstunden. Die Ostsee ist ruhig, eigentlich ideal, um endlich mal einen kleinen Wal zu sehen.

Um 13:05 Uhr wechseln wir an der Südspitze von Falster auf Kurs 265°.  Bei Gedser müssen wir um 13:29 Uhr die „Berlin“ von Scandline ausfahren lassen. Sie ist einfach eine Nummer zu groß für uns.

Wegen des Verkehrstrennungsgebiets ändere ich um 14:26 Uhr den Kurs auf 226°, um um 15:00 Uhr erneut den Kurs auf 260° zu wechseln. Etwa zwei Stunden vor Fehmarn treffen wir wieder die Regattasegler aus Klintholm. Mann, bei dem schwachen Wind waren die dennoch richtig schnell.

In Burgstaaken legen wir um 16:50 Uhr an.

WIR SIND DA!

Ein kleiner Hafenrundgang und das Hafenbier – in meinem Fall ein Pinot Grigio, bei Aniko eine Apfelschorle und bei Markus wirklich ein Hafenbier – nehmen wir im Goldenen Anker ein, aber nur, weil in Mariella*s Haifischbar ein Gast meinte, Alleinunterhalter sein zu müssen.

Dieser Kran soll unsere Triquetra morgen an Land hieven. Vorher machen wir noch klar Schiff. Heute verbringen wir die letzte Nacht an Bord…naja, vorerst

 

 

 

 

 

31.08.2017 – Krantag

Ich weiß, und es tut mir leid. Ich habe einen Tag nicht geblogged. Wir waren so beschäftigt, dass ich abends keinen Kopf mehr für das Laptop hatte. Aber… ihr sollt wissen, wie es weitergeht.

Gestern betrug unser Törn etwa 500m. Wir sind vom Liegeplatz im Yachthafen Burgstaaken zum Kran gefahren. Die Windprognose machte mich etwas nervös. Es waren 5 Windstärken mit Böen angekündigt. Und die konnte man richtig spüren. Der Wind gab uns am Abend echte Breitseiten und schob unser Boot stark weg vom Kopfsteg. Ich legte sicherheitshalber – und auch damit Aniko überhaupt an Land kam – eine weitere Spring.

Ein Frachtschiff, das gestern noch etwas Windschatten bot, ist in aller Herrgottsfrühe weggefahren. Und die Böen halten an.

Den Vormittag verbringen wir damit, die ersten Dinge einzupacken, dem Einlaufen von Großseglern zuzuschauen und unser erstes Fischbrötchen zu genießen. Hier findet nämlich gerade das Shantychor-Festival statt, und etwa ein Dutzend Großsegler ist angekündigt.

Ab 15:00 Uhr warten wir eine leichte Flaute ab, um dann schnell unter den Kran zu fahren. Hat auch gut geklappt. Dann den Abwassertank leerpumpen und das Boot noch einmal umlegen, weil die hier nur von der Backborseite kranen.

Dann ist es so weit. Der Hafenmeister und sein Kumpan nehmen unser Boot an den Haken. Ich habe ein richtig gutes Gefühl, weil man wirklich sehen kann, dass hier Profis am Werk sind. Mit uns können das auch Dutzende von Passanten sehen, die einfach stehen bleiben, um das Spektakel mitzuerleben. Sie finden es sogar interessanter als das Einlaufen von alten Großseglern. Nach etwa einer Stunde liegt die Triquetra auf dem Trailer und wird im Schritttempo zum Winterlager bugsiert.

Auf dem Waschplatz kärchert ein Mitarbeiter das Unterschiff, während wir mit dem Taxi ins Hotel fahren. Das Beste an unserem Hotel ist das italienische Restaurant im Erdgeschoß. Hier essen wir richtig gut zu abend. Nach so einem spannenden Tag haben wir uns das verdient.

Und dann erkunden wir das Städtchen Burg auf Fehmarn. Wir sind sehr angenehm überrascht. Es ist ein quirliger Ort, an dem es alles gibt, was das Herz verlangt. Der Ort ist malerisch und nicht übertrieben touristisch. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir zum Ende der Sainson hier sind. So bekommt man auch fast überall direkt einen Platz.

 

01.09.2017 – Waschtag

Einfach mal richtig lang ausschlafen. Naja, seit kurz nach 06:00 Uhr bin ich sowieso wach. Also, noch einmal umdrehen und…nicht mehr einschlafen. Das Frühstück – für uns drei allein im Haus – ist reichhaltig und gut.

Den Vormittag über schauen wir uns Burg an. Wir sind begeistert von diesem schönen Ort auf Fehmarn. Wir machen ein paar Einkäufe und treffen uns dann mit Markus.

Um 13:00 Uhr bringt uns das Inseltaxi ans Boot. Wir packen die letzten Sachen ein. Ich schrubbe das Boot von oben bis unten und spüle alles Salz runter.

 

Markus hat sich mit Roman und Familie verabredet, der extra aus Kiel kommt, um uns zu besuchen. Dann kommt noch der Mann für den Winterservice.

Passt das Boot überhaupt durch das Tor der Halle? Wir zweifeln. Nach einem Telefonat mit dem Winterlagerbetreiber müssen wir  doch noch mal ran.

Aus Gewährleistungsgründen nehmen die keine technischen Abbaumaßnahmen vor. Markus und ich demontieren daher den Radarmast mit -dom. Immer noch bleiben Zweifel, ob das Tor hoch genug ist. Selbst die gute Idee von Markus, die Höhe unseres Boots auf dem Trailer mit einer Schnur zu loten, nimmt uns diese nicht. Warten wir es ab.

Lustig finde ich die Anekdote, die mir Aniko erzählt von der Familie, die vorbeispaziert und das Boot bewundert. Mama sinniert, was so ein Boot kosten könnte, worauf der Sechjährige voller Überzeugung meint: „5000€“.

Nach einem langen Arbeitstag bringt uns das Inseltaxi um 19:00 Uhr ins Hotel. Leider ist das Restaurant hier im Hotel schon wieder ausgebucht. Das geht wie die Hölle. Unser „Abendbrot“ serviert uns daher „El Greco“; kann man auch empfehlen.

Es ist 22:00 Uhr, und wir liegen im Bett. Ich blogge, und Aniko  meint gerade, dass das Hotel schwankt. Das sind die Nachwirkungen von zwei Wochen Seegang.

Morgen geht um 11:25 Uhr der Zug ins schönste deutsche Bundesland der Welt. Gute Nacht!

02.09.2017 – Das war’s.

Heute ist Heimreise 🙁

Ein aufregender Törn geht zu Ende. Hier ein paar statistische Fakten:

  • rund 650 Seemeilen oder 1.000Km
  • 5 Länder (Finnland, Åland, Schweden, Dänemark, Deutschland)
  • 10 Etappen
  •  2.200 Liter Diesel bei 82 Motorstunden
  • 110 Köttbullar in diversen Varianten
  • 1 Flasche Bombay Sapphire, 2 Flaschen Bacardi, 1 Flasche Champagner
  • 300 Zombies auf der Playstation
  • 1 Jeans und 1 Bootspersenning zerrissen
  • jede Menge neuer Eindrücke, Erfahrungen, Fotos, Dinge, die wir noch besorgen oder ändern wollen, Spaß
  • eine Robbe, ein Schlauchboot aber keinen Schweinswal

Unsere Heimreise vertrauen wir der Deutschen Bahn an:

  • 11:25 Uhr Burg auf Fehmarn
  • 14:24 Uhr Hamburg
  • 18:24 Uhr Frankfurt am Main
  • 20:36 Uhr St. Wendel

Wir sitzen jetzt im ICE zwischen Fehmarn und St. Wendel oder genauer zwischen Hannover und Göttingen. Gegen 21:00 Uhr werden wir zuhause sein. Wir grüßen alle Leser unseres „B“Logbuchs.

Werner und Aniko und Markus, die Crew der Motoryacht