Da es immer kälter wird, ziehen wir die Einwinterung unserer Triquetra vor und fahren schon am 27.09.2021 nach Kiel.
Die Anfahrt ist super. Kein Stau, kein Unfall, garnichts, was uns ausbremst. Und das an einem Montag und nicht, wie wir es sonst machen, an einem Sonntag. Okay, zugegeben, wir starten schon früh um kurz nach drei Uhr in der Nacht. Nach 07:40 Stunden sind wir am Boot.
Kurzer Check – alles in Ordnung!
Ein Blick auf die Wetter-App sagt mir, dass wir am Dienstag oder am Samstag ein Wetterfenster für die Überführung haben werden. Und am Donnerstag soll es heftig werden mit Windstärken von 7 Beaufort und Böen bis 9 Windstärken. Da nach einem Sturm die „alte Welle“ immer ein bis zwei Tage anhält, entscheiden wir uns spontan für die Überführung am Dienstag.

Im Al Gambero, unserem Lieblingsitaliener in Friedrichsdorf, essen wir zu Abend. Toll!
Bei bestem Wetter – windstill und sonnig – starten wir um 08:00 Uhr mit einem mustergültigen Manöver am Morgen. Mustergültig deswegen, weil wieder einmal ein Schiff hinter unserem Liegeplatz angelegt hat. Dann bleibt nicht einmal mehr ein Meter zum Manövrieren. In Laboe machen wir kurz halt und bunkern 400 Liter Diesel. Durch den letzten zehnstündigen Törn sind die Tanks doch ziemlich leer.
Wegen des Schießbetriebs der Marine – geht denen denn nie die Munition aus? – müssen wir auch noch „oben rum“, was die Fahrzeit um eine Stunde verlängert. Immerhin ist es auf der Flybridge so warm, dass ich sogar das T-Shirt ausziehe.
In Burgstaaken wartet schon der freundliche Herr Ollhoff, seines Zeichens quirliger Hafenmeister. Damit es uns nicht wie beim letzten Mal passiert, dass wir wegen eines Frachters nicht anlegen dürfen, habe ich uns diesmal telefonisch einen Liegeplatz gesichert. Und weil alles so gut läuft, bekommen wir sogar für den nächsten Morgen schon einen Krantermin. Jetzt aber schnell ein Zimmer besorgen.
Abendessen gibt es auf der Außenterasse des Goldenen Ankers – wie immer ein Genuss. Und es gibt den letzten Sundowner auf dem Boot für dieses Jahr. Die Nacht wird schon etwas windig. Die Wellen schlagen gegen den Rumpf.
Um 09:30 Uhr verholen wir an die Bunkerstation gegenüber und machen die Tanks voll. Der Kranmeister wartet schon, und so geht es direkt unter den Kran.
Unser Freund Jan aus Bratislava hat extra eine Kaffeepause eingelegt, um die Kranung über die Livecam von Baltic Kölln mitzuverfolgen. Und er hat uns gleich ein paar Screenshots geschickt. Danke Jan!
Die Kranung läuft super.
Auf dem Hof von Baltic Kölln wird das Boot zunächst gekärchert.
Unser Zimmer im Hafenhotel Schützenhof können wir schon vor der Fahrt nach Kiel beziehen. Das gibt mir die Möglichkeit einer warmen Dusche. Wir besorgen uns kurzfristig Zugtickets nach Oldenburg und Bustickets nach Kiel. Dort steht nämlich noch unser Auto. Von dem Tornado, der zu der Zeit auf der Kiellinie wütet, bekommen wir Gottseidank nichts mit.
Abendessen gibt es im Hotel.
Wir schlafen uns aus und fahren dann zum Boot. Der Wind hat deutlich zugenommen. Ich sehe abgerissene Fahnen, umgestürzte Schirme und davongewehte Stühle. Trotzdem wagen sich tatsächlich drei Windsurfer bei diesem Wetter auf’s Wasser. Draußen im Fehmarnsund bläst es so richtig heftig. Kein Boot ist zu sehen.
Wir beginnen mit dem Schrubben und Kratzen. Gottseidank ist der Bewuchs am Rumpf erträglich. Nochmals Danke an Bernd, der mir beim Streichen des Antifoulings im Frühjahr geholfen hat. Gute Arbeit!
Die Hydraulik der Badeplattform, die Propeller, Trimmklappen und die Ruder sind jedoch voll Seepocken und Muscheln. Da ist stundenlange Handarbeit angesagt. Nach fünf Stunden sind wir fertig – das Boot und wir auch. Das Ergebnis lässt sich dann jedoch sehen.

Und dann versuche ich mich noch an den Propellern des Bug- und Heckstrahlruders. Die Biester wollen einfach nicht raus. Mir gelingt es sogar, den Hammer so hinter einem Propeller zu verkeilen, dass nichts mehr geht. Mein Gott, bin ich geschickt!!! Jetzt hilft nur noch rohe Gewalt. Also ab in den Baumarkt, wo ich eine Handsäge kaufe. In Burg genehmigen wir uns ein Eis.
Dann beenden wir den Tag mit einem Abendessen im Hotel…und einem Cocktail.
Am nächsten Morgen bin ich schon um 07:30 Uhr am Boot. Der Käufer unseres Außenborders ist nämlich früh dran. Wir helfen noch einen Holländer beim Festmachen. Der wirklich rauhe Wind lässt sein Manöver vier Mal scheitern. Dann fahre ich zurück und Hotel, Aniko
Heute soll die eigentliche Einwinterung sein. Aniko kümmert sich weiter um den Rumpf, während ich die Opferanoden demontiere.
Dann befreie ich den armen Hammer, der dort eine kalte Nacht verbringen musste. Ich säge ein Blatt des Propellers ab und befreie ihn so. Mit zunächst leichten und dann stärker werdenen Schlägen löse ich die restlichen Propeller. Geht doch! Die benötigen eindeutig etwas Zuwendung. Vielleicht rüste ich um auf die neuen 5Blatt-Variante. Die soll deutlich leiser sein und mehr Schub bringen.

Nun machen wir uns an die Maschinen. Die Einwinterung der beiden Motoren ist mit dem SeaFlush noch recht einfach. Der Generator ist ohnehin noch eingewintert. Die Klimaanlagen machen mir dann deutlich mehr Probleme. So einfach, wie es in den Videos von SeaFlush gezeigt wird, ist es dann doch nicht. Ich muss sogar das Ausdehnungsgefäß des Kühlkreislaufs der Steuerbordmaschine demontieren, um ausreichend Platz zu haben. Dann klappt es einigermaßen. Die Einwinterung des Frischwassersystems ist dann wieder problemlos.
So richtig heftig wird es dann, als wir versuchen, die neue Abdeckplane über das Boot zu ziehen. Wer aber schon mal geholfen hat, ein Bierzelt aufzubauen, kennt den Trick mit den Leinen. Als die Riesenplane endlich über der Flybridge liegt, müssen wir feststellen, dass sie am Bug, der bei Booten üblicherweise spitz zuläuft, starke Falten wirft. Das sind super Angriffspunkte für heftigen Wind. Also nochmal runter mit dem Teil und die alte zweiteilige Plane aufgezogen. Erst als es langsam dunkel wird, sind wir fertig. Aber so richtig fertig.

Die Nacht war nicht so richtig gut. Jeder Knochen, jeder Muskel, sogar solche, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt, tut mir weh.
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf die Heimfahrt. Es läuft ganz gut, bis wir dann in einen Stau geraten. Die A7 ist wegen eines Unfalls voll gesperrt. Die Rettungsgasse ist vorbildlich. Doch weil es dann länger dauert, steigen die ersten aus. Zwei Frauen tanzen auf der Autobahn. Ein Volldepp meint, er sei im Fitnesscenter, denn er beginnt mit Übungen neben seinem Auto. Sein Sohn läuft derweil in der Rettungsgasse weit vom Auto weg. Erst als der Abschlepper mit Tempo und lautem Hupen heranrauscht, machen diese Idioten wieder die Rettungsgasse frei….um kurz darauf weiter zu machen.
Gegen 18:00 Uhr sind wir dann zuhause, 90 Minuten später als erwartet,
So, das war die Saison 2021. Wir sind viel gefahren, haben die HanseSail erlebt und uns den vermutlich neuen Liegeplatz in Barth angeschaut. Jetzt ist erstmal Winterruhe, bevor es dann im Frühjahr 2020 wieder losgeht.